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Valentina R., lawyer
Dieser Text wird allein zum Zwecke der Information zug‰nglich gemacht. Eine Zusammenfassung dieser Entscheidung ist in allen Amtssprachen der Gemeinschaft im Amtsblatt der Europ‰ischen Union verˆffentlicht.
Fall Nr. No COMP/M.3178. ñ Bertelsmann / Springer/JV.
Nur der englische Text ist verbindlich.
Artikel 8 (1) Datum: 3/05/2005
Br¸ssel, den 03.5.2005
K(2005)1368 final
vom 3.5.2005
¸ber die Vereinbarkeit eines Zusammenschlusses mit dem Gemeinsamen Markt und dem EWR-Abkommen
(Sache COMP/M.3178 - Bertelsmann/Springer/JV)
ENTSCHEIDUNG DER KOMMISSION vom 3.5.2005 ¸ber die Vereinbarkeit eines Zusammenschlusses mit dem Gemeinsamen Markt und dem EWR-Abkommen
(Sache COMP/M.3178 - Bertelsmann/Springer/JV)
(Nur der englische Text ist verbindlich)
(Text von Bedeutung f¸r den EWR)
DIE KOMMISSION DER EUROPƒISCHEN GEMEINSCHAFTEN - gest¸tzt auf den Vertrag zur Gr¸ndung der Europ‰ischen Gemeinschaft, gest¸tzt auf das Abkommen ¸ber den Europ‰ischen Wirtschaftsraum, insbesondere auf Artikel 57, gest¸tzt auf die Verordnung (EG) Nr. 139/2004 des Rates vom 20.1.2004 ¸ber die Kontrolle von Unternehmenszusammenschl¸ssen, insbesondere auf Artikel 8 Absatz 2,
gest¸tzt auf den Beschluss der Kommission vom 23. Dezember 2004, das Verfahren in dieser Sache einzuleiten, gest¸tzt auf die Stellungnahme des Beratenden Ausschusses f¸r Unternehmenszusammenschl¸sse, gest¸tzt auf den Abschlussbericht des Anhˆrungsbeauftragten in dieser Sache, in Erw‰gung nachstehender Gr¸nde:
(1)Am 4. November 2004 wurde der Kommission ein Zusammenschlussvorhaben gemeldet. Danach wollen die deutschen Unternehmen Bertelsmann AG (ìBertelsmannî), die 100%ige Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr AG & Co. KG (ìG+Jî) und die Axel Springer AG (ìSpringerî) durch Aktienkauf die gemeinsame Kontrolle ¸ber das neu gegr¸ndete Gemeinschaftsunternehmen NewCo (ìNewCoî) erwerben. Nachstehend werden Bertelsmann (sowie G+J) und Springer gemeinsam als ìdie Parteienî bezeichnet.
(2)Am 29. November 2004 teilte das Bundeskartellamt der Kommission mit, dass der geplante Zusammenschluss den Wettbewerb entweder auf dem deutschen Tiefdruckmarkt oder auf dem Tiefdruckmarkt f¸r zeitkritische Druckerzeugnisse ñ insbesondere Zeitschriften ñ erheblich zu beeintr‰chtigen droht.
(3)Die Kommission stellte in ihrem Beschluss vom 23. Dezember 2004 fest, dass ernsthafte Zweifel an der Vereinbarkeit des angemeldeten Vorhabens mit dem Gemeinsamen Markt und der Funktionsweise des EWR-Abkommens bestehen. Sie leitete daher nach Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe c) der Verordnung (EG) Nr. 139/2004 (nachstehend "Fusionskontrollverordnung") in dieser Sache ein Verfahren ein und beschloss gem‰fl Artikel 9 Absatz 3 Buchstabe a) Fusionskontrollverordnung, den vom Bundeskartellamt vorgebrachten Sachverhalt selbst zu behandeln.
1ABl. L 24 vom 29.4.2004, S. 1.
2ABl. C Ö., 200 , S. ..
3ABl. C Ö., 200 , S. ..
1
(4)Bertelsmann ist ein internationaler Medienkonzern. F¸r den gesamten Druck ist die Bertelsmann-Tochter Arvato AG (ÑArvatoì) verantwortlich, die das deutsche Tiefdruckunternehmen maul-belser in N¸rnberg, die Offset-Druckerei Mohn Media in G¸tersloh und verschiedene andere Druckereien in Europa ñ so z.B. die Tiefdruckfirmen Eurogravure S.p.A. in Italien und Eurohueco S.A. in Spanien - kontrolliert. Dar¸ber hinaus plant Arvato in den n‰chsten zwei Jahren die Gr¸ndung einer neuen Tiefdruckerei in Liverpool (Vereinigtes Kˆnigreich). Der ausschliefllich von Bertelsmann kontrollierte Verlag G+J, der ebenfalls Zeitungen und Zeitschriften herausgibt, druckt und vertreibt, verf¸gt ¸ber zwei weitere Tiefdruckstandorte in Itzehoe (bei Hamburg) und in Dresden.
(5)Springer ist im Bereich Herausgabe, Druck und Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften t‰tig und h‰lt Anteile an Fernseh- und Rundfunkstationen. Der Verlag betreibt zwei Tiefdruckstandorte in Deutschland, n‰mlich in Ahrensburg (bei Hamburg) und in Darmstadt. Springer betreibt auch drei Offsetdruckereien, die ausschliefllich Zeitungen drucken.
(6)Der angemeldete Zusammenschluss betrifft die Gr¸ndung von NewCo, einem Gemeinschaftsunternehmen zwischen Bertelsmann, G+J und Springer, das mit Sitz in Hamburg eingetragen werden soll. Nach der Transaktion werden Bertelsmann und G+J jeweils 37,45% und Springer die restlichen 25,1% der Anteile an NewCo halten.
Die Parteien werden in NewCo Folgendes einbringen:
-- ihre f¸nf bestehenden Tiefdruckereien in Deutschland und die geplante Druckerei im Vereinigten Kˆnigreich einschliefllich der Marketing- und Verkaufsabteilungen. Dagegen verbleiben die Druckstandorte in Spanien und Italien bei Arvato und sind daher nicht Bestandteil des Zusammenschlussvorhabens.
-- die Anteile von maul-belser an maul + co. ñ Chr. Belser Studios GmbH (100%), maul + co. ñ Chr. Belser Klebebindung GmbH (100%), mbs Pforzheim GmbH (50%), LOG Logistik GmbH (46%) und von G+J an der GWL ñ Gruner Druck Weiterverarbeitung und Logistik GmbH,
-- das derzeit auf Vertragsbasis f¸r andere Verlage ¸bernommene Druckvolumen.
Nach dem zwischen Bertelsmann, G+J, Springer und NewCo geschlossenen ÑRahmendruckvertragì soll das Gemeinschaftsunternehmen den Druck der
Zeitschriften von G+J und Springer in den n‰chsten [Ö]* Jahren ¸bernehmen. Nach Ablauf dieser [Ö]* soll NewCo weiterhin das Recht haben, bei [Ö%]* des Druckvolumens, das einen Groflteil der Zeitschriften von G+J und Springer - vornehmlich der deutschen ñ umfasst, ein Parallelangebot zum besten Angebot machen zu d¸rfen (Ñmatching rightì). Der Rahmendruckvertrag gilt bis zum Jahr [Ö]*.
* Teile dieses Textes wurden ausgelassen, um zu gew‰hrleisten, dafl keine vertraulichen Informationen bekanntgegeben werden; diese Teile sind durch eckige Klammern und ein Sternchen gekennzeichnet
2
(9)W‰hrend des laufenden Verfahrens erwarb Bertelsmann ¸ber die Druckerei maul-belser den Papiergroflhandel Euro-Papier N.V. (ìEuro-Papierî). Dieser Zusammenschluss wurde vom Bundeskartellamt genehmigt. Euro-Papier soll in das geplante Gemeinschaftsunternehmen eingehen und ist daher Bestandteil des angemeldeten Zusammenschlussvorhabens.
(10)NewCo wird von Bertelsmann und Springer gemeinsam kontrolliert werden. Das NewCO-Board soll aus dem CEO und drei nicht gesch‰ftsf¸hrenden Direktoren bestehen. G+J darf den CEO und einen nicht gesch‰ftsf¸hrenden Direktor ernennen, Bertelsmann und Springer jeweils einen nicht gesch‰ftsf¸hrenden Direktor. Eine Reihe von unternehmenspolitischen Entscheidungen, darunter auch der Unternehmensplan, die Einnahmen-/Ausgabenplanung und die geplanten Investitionen, bedarf der vorherigen Zustimmung einer Stimmenmehrheit von 75% der Anteilseigner. Dies bedeutet, dass sowohl Bertelsmann als auch Springer bei wichtigen Gesch‰ftsentscheidungen von NewCo ein Vetorecht haben.
(11)Der angemeldete Zusammenschluss stellt ein Vollfunktions-Gemeinschaftsunternehmen dar. NewCo wird ein eigenst‰ndiges Rechtsgebilde mit eigenen Standorten, Maschinen, Vermˆgenswerten, Mitarbeitern und Kunden sein. Das Unternehmen wird zwar aufgrund des Druckvertrags mit seinen Muttergesellschaften die Zeitschriften von G+J und Springer in den kommenden [Ö]* Jahren drucken, doch ‰ndert diese starke Abh‰ngigkeit von den Muttergesellschaften nichts an seinem Charakter als Vollfunktionsunternehmen. Durch die f¸r die Muttergesellschaften aufgrund des Druckvertrages hergestellten Druckmengen werden die Druckkapazit‰ten von NewCo nur zu [Ö%]* ausgelastet. NewCo wird daher darauf aus sein, eine aktive Rolle im Marktgeschehen zu spielen und dauerhaft alle Funktionen einer selbstst‰ndigen wirtschaftlichen Einheit zu ¸bernehmen.
(12)Die Parteien machen geltend, dass der Rahmendruckvertrag, der dem Gemeinschaftsunternehmen unter anderem das Recht gibt, s‰mtliche Zeitschriften von G+J und Springer in den n‰chsten [Ö]* Jahren zu drucken, und ihm anschlieflend f¸r [Ö%]* eines bestimmten Zeitschriftendruckvolumens bis [Ö]* ein Ñmatching rightì einr‰umt, Bestandteil des Zusammenschlusses sei, da er f¸r die Bewertung des Gemeinschaftsunternehmens und der Anteile der einzelnen Gesellschafter von zentraler Bedeutung gewesen sei und als [Ö]*.
(13)Nach der Fusionskontrollverordnung ist ein Vertrag fester Bestandteil des Zusammenschlussvorhabens, wenn damit der Hauptzweck des Zusammenschlusses erf¸llt wird. Dies ist zum Beispiel bei einem Vertrag ¸ber die Verkauf von Anteilen an einem Unternehmen oder von Vermˆgenswerten eines Unternehmens der Fall. Dies trifft sicherlich auf die f¸nf Druckstandorte zu, die in das Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden sollen (einschliefllich Belegschaft), so dass diese Einlage fester Bestandteil des Zusammenschlussvorhabens ist. Der Rahmendruckvertrag ist dagegen nicht der Hauptzweck des Zusammenschlusses und hat keinen Einfluss auf die Stellung des geplanten Gemeinschaftsunternehmens auf dem Markt. Er betrifft lediglich das Verh‰ltnis zu den Muttergesellschaften. Daran ‰ndert auch die Tatsache nichts, dass die Parteien ihn f¸r ihre eigene Bewertung ihrer Anteile (und der Gewinnaussichten des Gemeinschaftsunternehmens) herangezogen haben. [Ö]* Der Rahmendruckvertrag ist daher kein fester Bestandteil des Zusammenschlusses. Allerdings ist die
Zul‰ssigkeit der einzelnen Vertragsbestimmungen gem‰fl der Bekanntmachung der Kommission ¸ber Einschr‰nkungen des Wettbewerbs, die mit der Durchf¸hrung von Unternehmenszusammenschl¸ssen unmittelbar verbunden und f¸r diese notwendig sind, zu pr¸fen. Demnach sind Lieferverpflichtungen f¸r einen ‹bergangszeitraum von bis zu f¸nf Jahren zu rechtfertigen.
Die beteiligten Unternehmen haben einen weltweiten Gesamtumsatz von mehr als 5 Mrd. EUR. Bertelsmann und Springer haben jeweils einen gemeinschaftsweiten Umsatz von ¸ber 250 Mio. EUR, erzielen aber nicht mehr als zwei Drittel dieses Umsatzes in ein und demselben Mitgliedstaat. Das Zusammenschlussvorhaben hat daher gemeinschafsweite Bedeutung.
(15)Nach Auffassung der Anmelder bildet der auflagenstarke Illustrationsdruck (¸ber 200.000 Exemplare) f¸r den Druck von Versandhauskatalogen, Zeitschriften und Werbebeilagen sowohl im Tiefdruck- als auch im Heatset-Rollenoffset-Druckverfahren ("Offset-Druck") einen einzigen Markt. Ihrer Ansicht nach sind Offset-Maschinen, die pro Drucklauf 32 Seiten und mehr herstellen, und Tiefdruckmaschinen substituierbar.
(16)Hilfsweise bringen die Parteien vor, dass Kataloge und Zeitschriften/Werbebeilagen "Teilm‰rkte ein und desselben Marktes" seien. Zum Markt "Kataloge" gehˆrten s‰mtliche Druckerzeugnisse mit einem Druckvolumen von ¸ber 2 Millionen Exemplaren (insbesondere Versandkataloge, aber auch Zeitschriften und Werbebrosch¸ren, die dieselbe Auflage erreichen). Zur Abwicklung von Druckauftr‰gen in dieser Grˆflenordnung w¸rde in der Regel das Tiefdruckverfahren verwendet. Der Teilmarkt "Zeitschriften und Werbebeilagen" umfasse s‰mtliche Druckerzeugnisse mit einer Auflage zwischen 200.000 und 2 Millionen Exemplaren. Diese Druckerzeugnisse w¸rden sowohl im Tiefdruck- als auch im Offsetdruckverfahren hergestellt.
(17)In einer Entscheidung gem‰fl Artikel 6 Absatz 2 sowie Absatz 1 Buchstabe b) vom 6 Dezember 2003 zum spanischen Marktstufte die Kommission Tiefdruck- und Offsetdruckleistungen jeweils als gesonderte Produktm‰rkte ein. Bei hochwertigen Publikationen, die in groflen Mengen gedruckt w¸rden, seien das Tiefdruck- und das Offsetdruckverfahren nicht austauschbar, auch wenn die Offsetdrucktechnik in den letzten Jahren in punkto Druckgeschwindigkeit und Qualit‰t grofle Fortschritte gemacht h‰tte. Die Kunden w¸rden selbst bei einem deutlichen und dauerhaften Preisanstieg weiterhin das Tiefdruckverfahren benutzen, da eine Tiefdruckpresse mehr Exemplare in gleich bleibender Qualit‰t und weniger Zeit drucken kann. Die Frage, ob es verschiedene M‰rkte je nach Art des Druckerzeugnisses, z. B. f¸r Zeitschriften, Kataloge und Werbebeilagen, gibt, brauchte jedoch in dem damaligen Fall nicht abschlieflend beantwortet werden.
4ABl. C 56 vom 5.3.2005, S. 24.
5Berechung des Umsatzes gem‰fl Artikel 5 Absatz 1 der Fusionskontrollverordnung und der Mitteilung der Kommission ¸ber die Berechnung des Umsatzes (ABl. C66 vom 2.3.1998, S. 25).
6Entscheidung vom 15. Dezember 2003 in der Sache KOMP/M.3322 ñ Polestar/Prisa/Inversiones Ibersuizas/JV.
Preisanstieg weiterhin das Tiefdruckverfahren benutzen, da eine Tiefdruckpresse mehr Exemplare in gleich bleibender Qualit‰t und weniger Zeit drucken kann. Die Frage, ob es verschiedene M‰rkte je nach Art des Druckerzeugnisses, z. B. f¸r Zeitschriften, Kataloge und Werbebeilagen, gibt, brauchte jedoch in dem damaligen Fall nicht abschlieflend beantwortet werden.
(18)In einer Stellungnahme der franzˆsischen Kartellbehˆrde Conseil de la Concurrence aus dem Jahr 2002 wurden gesonderte M‰rkte ausgemacht f¸r erstens das Drucken von Versandhauskatalogen in grofler St¸ckzahl, zweitens das Drucken von Zeitschriften und drittens das Drucken von Katalogen und Werbebeilagen in kleiner oder mittlerer Auflage. Bei Katalogen kam der Conseil zu dem Schluss, dass das Tiefdruck- und das Offsetdruckverfahren nicht austauschbar seien, da sie stets in groflen Mengen gedruckt w¸rden, was nur mit der Tiefdrucktechnik mˆglich sei. Zeitschriften w¸rden in Frankreich hingegen auch im Offsetverfahren und nicht nur im Tiefdruckverfahren gedruckt. Kataloge und Werbebeilagen in kleiner und mittlerer Auflage w¸rden, so der Conseil, haupts‰chlich im Offsetverfahren hergestellt.
Die Kommission konzentrierte sich bei ihrer Untersuchung zur Abgrenzung der sachlich relevanten M‰rkte auf die Frage, ob und in welchem Umfang Tiefdruck bzw. Offsetdruck austauschbare Techniken sind und ob die verschiedenen Druckanwendungen, insbesondere Zeitschriften, Kataloge und Werbebeilagen, gesonderte Produktm‰rkte darstellen. Da die Fusion in Deutschland stattfindet und sie sich daher haupts‰chlich auf den deutschen Markt auswirkt, wurden zum Zwecke der Marktanalyse weitgehend Datenangaben deutscher Marktteilnehmer herangezogen.
Technisch gesehen sind Tiefdruck und Offsetdruck zwei verschiedene Druckmethoden. Beim Tiefdruck werden die druckenden Teile auf die Oberfl‰che der Druckform eingraviert. Die Druckform ist ein verkupferter Stahlzylinder, der zum Schutz gegen Abnutzungserscheinungen in der Regel auch mit einer Chromschicht ¸berzogen ist. Der Druckzylinder rollt durch eine Farbwanne. Die Farbe sammelt sich in den gravierten Vertiefungen, w‰hrend die ¸bersch¸ssige Farbe von der nicht gravierten Oberfl‰che durch ein Rakelmesser aus Stahl abgestrichen wird. Anschlieflend werden die druckenden Teile durch Anpressen des Papiers gegen den Zylinder mithilfe einer Gummiwalze direkt auf das Papier ¸bertragen. Zum Schluss wird das bedruckte Papier getrocknet.
Die Kapazit‰ten der einzelnen Arten von Tiefdruckpressen liegen weit ¸ber denen von Offsetdruckpressen. Den Anmeldern zufolge erfolgt die Unterscheidung der Maschinentypen bei Tiefdruckpressen entsprechend ihrer Zylinderbreite: 2000 mm, 2400 mm, 2650 mm, 3000 mm und 3500 mm. Die neuesten Tiefdruckmaschinen sind offenbar noch grˆfler: Bei den Parteien steht zumindest eine Maschine mit einer Breite von 4320 mm. Bei Offsetmaschinen erfolgt die Einteilung nach der Seitenzahl, die sie pro Umdrehung drucken kˆnnen: 32, 48, 64 und in Ausnahmef‰llen auch 72 Seiten (von diesem grˆflten Maschinentyp sind im EWR nur sechs Maschinen in Betrieb).
Die vorstehende ‹bersicht zeigt, dass Tiefdruckmaschinen deutlich hˆhere Kapazit‰ten haben als Offsetdruckmaschinen. Um die Leistung einer Tiefdruckmaschine mit einer Arbeitsbreite von 3000 oder 3500 mm zu erreichen, sind ungef‰hr zwei Offsetdruckmaschinen mit einer Leistung von 64 Seiten bzw. 72 Seiten pro Umdrehung oder drei Maschinen mit einer Leistung von 48 Seiten nˆtig.
Die Anmelder behaupten, dass die grˆfleren Offsetmaschinen mit einer Leistung von 32, 48, 64 und 72 Seiten pro Umdrehung direkt mit Tiefdruckmaschinen konkurrieren, da sie miteinander kombiniert werden kˆnnen, um das Druckvolumen zu steigern. So kˆnnten z. B. zwei Offsetdruckmaschinen mit einer Leistung von 32 Seiten so miteinander gekoppelt werden, dass sie denselben Output und ‰hnliche Kostenvorteile wie eine 64 Seiten-Offsetdruckmaschine haben.
Die Kosten eines Druckvorgangs weichen je nach Umfang eines Druckauftrages, der sich nach der Seitenzahl pro Exemplar und der Auflagenhˆhe bemisst, zwischen Offset- und Tiefdruck stark voneinander ab. Zwar sind die Druckkosten pro Stunde bei Tiefdruckpressen hˆher, doch haben diese ein grˆfleres Leistungsvermˆgen und kˆnnen daher grˆflere Mengen schneller und kosteneffizienter als Offsetpressen verarbeiten.
(29)Eine Tiefdruckpresse bedeutet f¸r eine Druckerei eine deutlich hˆhere Investition als eine Offsetdruckpresse. Dies spiegelt sich in einer hˆheren Abschreibung wider und dementsprechend auch in hˆheren Stundens‰tzen, die die Druckereien zugrunde legen, um die Kosten (und Preise) f¸r die Erf¸llung eines Druckauftrages anhand der Arbeitsstunden zu berechnen. Die Stundens‰tze schlieflen die nicht unmittelbar mit der Auftragsausf¸hrung verbundenen Kosten - haupts‰chlich Abschreibungs- und Personalkosten -, die auf Stundenbasis berechnet werden, mit ein.
(30)Auch sind die Kosten f¸r die Druckvorbereitung, d. h. die Produktion von Druckplatten (Offset) oder Zylindern (Tiefdruck), beim Tiefdruck hˆher als beim Offsetdruck. Nicht nur ist ein Zylinder an sich schon deutlich teurer als eine Druckplatte, auch die Druckvorbereitung ist bei Zylindern kostenintensiver als bei Druckplatten. Dies ist darauf zur¸ckzuf¸hren, dass das Gravieren der druckenden Elemente auf den Zylinder arbeits- und zeitaufwendiger ist als bei Druckplatten.
(31)Offsetpressen kˆnnen pro Durchlauf weniger verschiedene Seiten drucken. Wie viele Seiten pro Durchlauf gedruckt werden kˆnnen, was ausschlaggebend ist f¸r den Zeit- und Kostenaufwand des gesamten Druckvorgangs, h‰ngt von der Oberfl‰che des Zylinders (beim Tiefdruck) bzw. der Druckplatte (beim Offsetdruck) ab. Die Seitenzahl entscheidet dar¸ber, ob die gesamte Ausgabe (z. B. einer Zeitschrift) gedruckt werden kann, ohne dass der Zylinder oder die Druckplatte ge‰ndert und der Druckvorgang unterbrochen werden muss. So kann eine Offsetpresse mit einer Leistung von 64 Seiten mit einer Druckplatte nur 64 A4-Seiten drucken; f¸r jede weitere Seite muss eine zus‰tzliche Druckplatte vorbereitet werden. Eine Tiefdruckpresse mit einer Arbeitsbreite von 4320 mm kann hingegen mit demselben
8Ein Wettbewerber erkl‰rte, der doppelte Betrieb einer 32 Seiten-Offsetmaschine sei um 80 % teurer als der Betrieb einer einzigen 64 Seiten-Maschine.
Zylinder bis zu 192 A4-Seiten drucken, ohne dass der Druckvorgang unterbrochen werden muss. Bei Druckauftr‰gen f¸r Druckerzeugnisse mit hoher Seitenzahl sind daher Tiefdruckpressen in der Regel kosteng¸nstiger als Offsetpressen, da die Kosten f¸r einen neuen Arbeitsgang entfallen.
(32)Tiefdruckpressen arbeiten in der Regel mit hˆheren Umdrehungen als Offsetpressen. Dies bedeutet, dass auf einer Tiefdruckpresse mehr Exemplare in k¸rzerer Zeit hergestellt werden kˆnnen als auf einer Offsetpresse. Wegen der hˆheren Geschwindigkeit fallen daher die einem Auftrag zurechenbaren Fixkosten niedriger aus. Beim Tiefdruck fallen zwar hˆhere Stundens‰tze und Druckvorbereitungskosten an, dieser Nachteil wird jedoch bei hˆheren Auflagenzahlen dadurch ausgeglichen, dass die Auflage in einem Durchlauf anstatt in mehreren hergestellt werden kann.
Hieraus folgt, dass bei groflem Druckvolumen der Tiefdruck im Allgemeinen die wirtschaftlich g¸nstigere Alternative darstellt. Je hˆher die Seitenzahl pro Exemplar und die Auflage, desto grˆfler ist der Kostenvorteil.
Diese Regel gilt allerdings dann nicht, wenn es je nach Sprache oder Land verschiedene Ausgaben eines Druckerzeugnisses gibt. Einige Branchenmitglieder betrachten die verschiedenen Sprachversionen nicht als verschiedene Arbeitsg‰nge, da nicht alle Druckplatten/-zylinder bei einer anderen Sprach- oder L‰nderversion ausgewechselt werden m¸ssen (gegebenenfalls nur die Druckplatte/oder Druckzylinder f¸r die schwarze Farbe, um den Text zu ‰ndern, aber nicht f¸r die Bilder).
(35)Mehrere Kunden best‰tigten, dass im Falle vieler verschiedener Sprachversionen oder L‰nderausgaben selbst hohe Auflagen kosteng¸nstig auf Offsetmaschinen gedruckt werden kˆnnen. Dies liegt daran, dass der Austausch von Druckplatten billiger ist als der Austausch von Druckzylindern. Im Rahmen der Marktuntersuchung waren auflerdem die F‰lle nicht selten, in denen der komplette Druckauftrag aus einer Sprach- oder L‰nderversion mit einer sehr hohen Auflage (400.000 bis 1.000.000 Exemplare) und mehreren anderen Ausgaben in bisweilen sehr kleiner Auflage bestand (1.000 bis 260.000 Exemplare). Bei der Wahl zwischen Offset- und Tiefdruck sind die Kostennachteile des Offsetdrucks bei der Herstellung der Hauptsprachversion gegen die Einsparungen beim Wechsel der Druckplatten und bei der Herstellung der auflagenschw‰cheren anderen Sprachversionen abzuw‰gen. Die Marktuntersuchung ergab, dass die Entscheidung oft zugunsten des Offsetdrucks als der wirtschaftlicheren Methode f‰llt, wenn die Sprache oft gewechselt wird und die Zahl der Exemplare bei den auflagenschw‰cheren Sprachversionen nicht so grofl ist. Dort, wo der Offsetdruck trotz hoher Auflagenzahl in der Hauptsprachversion (800.000 bis 1.000.000 Exemplare) verwendet wurde, gab es zwischen vier und dreizehn verschiedene Sprachversionen oder L‰nderausgaben. Das Tiefdruckverfahren wurde dann verwendet, wenn nicht mehr als vier Sprachversionen benˆtigt wurden.
Ein weiteres Argument das verschiedentlich zugunsten des Offsetdrucks selbst bei groflvolumigen Auftr‰gen vorgebracht wurde, ist die kundenspezifische Gestaltung, d. .h. das Aufbringen der Namen und Anschriften der Empf‰nger auf der Deckseite oder das Beif¸gen von kundenspezifischer Werbung. Eine solche Personalisierung l‰sst sich rein technisch besser mit dem Offsetdruck bewerkstelligen.
W‰hrend der Offsetdruck bei groflen Druckvolumen abgesehen von den oben genannten Ausnahmen im Vergleich zum Tiefdruck wirtschaftlich nicht effizient ist, trifft der Umkehrschluss nicht unbedingt zu. Manchmal werden auch kleine Mengen im Tiefdruckverfahren gedruckt. Dies hat offensichtlich mit dem Format und der Qualit‰t des Druckerzeugnisses zu tun.
Tiefdruckpressen sind mit Zylindern unterschiedlichen Durchmessers best¸ckt und kˆnnen daher an jedes Format sowohl in der Breite als auch in der Hˆhe angepasst werden. Offsetpressen sind hingegen grˆfltenteils auf A4-‰hnliche Formate ausgelegt (ca. 30 x 21 cm +/- 2 cm). Eine Abweichung ist nur in Bezug auf die Hˆhe oder die Breite des Formats mˆglich, nicht aber in Bezug auf beide Abmessungen gleichzeitig. Extra hohe oder extra breite Formate kˆnnen daher mit der Offsettechnik ¸berhaupt nicht hergestellt werden. In der Hˆhe oder der Breite kleinere Formate als A4 f¸hren entweder zu einer ineffizienten Ausnutzung der Offsetpresse, wenn der Drucker ein kleineres Papierformat w‰hlt, das nicht die ganze Druckplatte bedeckt, oder zu einer Verschwendung von Papier. Dabei ist zu beachten, dass auf Papier ca. 50 % der gesamten Produktionskosten entfallen. Beide Mˆglichkeiten erhˆhen die Kosten, sodass der Tiefdruck selbst bei kleinen Druckvolumen die kosteng¸nstigere Lˆsung darstellt.
Im Groflen und Ganzen wurde durch die Marktuntersuchung best‰tigt, dass der Tiefdruck eine bessere und gleich bleibendere Qualit‰t liefert als der Offsetdruck. Damit beim Offsetdruck eine vergleichbare Qualit‰t erreicht wird, muss schwereres, hˆherwertiges Papier verwendet werden, damit sich das Papier aufgrund der st‰rkeren Befeuchtung beim Offsetdruckvorgang nicht wellt. W‰hrend die Qualit‰t beim Offsetdruck zum Ende des Druckvorgangs etwas abnehmen kann, gew‰hrleistet der mit Kupfer ¸berzogene, oft noch verchromte Stahlzylinder ein hohes Mafl an gleich bleibender Qualit‰t.
Die obigen Ausf¸hrungen werden durch die Analyse der Ausk¸nfte deutscher Kunden best‰tigt. Das nachstehende Schaubild gibt einen ‹berblick ¸ber die von Katalog- und Werbekunden ¸bermittelten Auftragsdaten. Auftr‰ge, die den Druck verschiedener Sprachversionen beinhalteten, sei es im Offset- oder Tiefdruckverfahren, wurden ausgeklammert. Da in einigen F‰llen nur die j‰hrliche Auflage, d. h. die Summe der Auflagen f¸r mehrere Ausgaben des Jahres 2003, angegeben wurde, sind die gesammelten Zahlen zum Teil ausgesprochen hoch. Bei dem nachstehenden Schaubild wurden daher alle Druckauftr‰ge ¸ber mehr als 450 Seiten und mehr als 1.500.000 Exemplare ausgeklammert. Keine dieser Auftr‰ge steht jedoch im Widerspruch zu der zuvor beschriebenen Abgrenzung des Tiefdruckmarktes. F¸r das Jahr 2003 stammten 149 Datens‰tze von Katalog- und Werbekunden.
9Unber¸cksichtigt blieben auch Ausk¸nfte, bei denen die Angabe des Druckverfahrens oder der Seitenzahl fehlte.
Catalogues & Advertisements
64 pages
1.600.000
1.400.000
1.200.000
1.000.000
Offset
800.000
Rotogravure
copies
600.000
400.000
450.000 copies
200.000
0
0
100 200 300 400 500
pages
Tabelle ñ Auftragsanalyse Offset- und Tiefdruck
(41)Die Auswertung best‰tigt das bereits oben beschriebene allgemeine Muster, wonach der Tiefdruck bei hoher Auflagenzahl (¸ber 400 000-450 000) in Verbindung mit einer hohen Anzahl von Seiten (¸ber 64) eindeutig die kosteng¸nstigere Variante ist. Selbst von Marktteilnehmern, die keine ausf¸hrlichen Auftragsdaten ¸bermittelt haben, wurde dies best‰tigt. Der Offsetdruck wird bei kleineren Druckvolumen verwendet (wegen der kleineren Anzahl von Exemplaren und/oder der geringeren Anzahl von Seiten).
Die von Zeitschriftenkunden vorgelegten Daten stimmen mit der obigen Analyse ¸berein. Die Scheidelinie zwischen Tiefdruck und Offsetdruck liegt bei Zeitschriften sogar noch niedriger als bei Katalogen und Werbematerial. Die Analyse der Druckauftr‰ge, die von den Tiefdruckereien der Parteien und der Offsetdruckerei Mohn-Media, einer Bertelsmann-Tochter und einer der grˆflten Offsetdruckereien im EWR ¸berhaupt, ausgef¸hrt wurden, ergibt folgendes Bild: In dem relativ engen Bereich zwischen 200 000 und etwa 350 000 Exemplaren kommen sowohl die Tiefdruck- als auch die Offsettechnik zum Einsatz. F¸r andere europ‰ische Verlage druckt Mohn-Media jedoch keine Zeitschriften mit mehr als 32 Seiten pro Exemplar und einer Auflage von mehr als 360 000 identischen Exemplaren. Diese Grenzwerte gelten jedoch nur f¸r mehr oder weniger "regul‰re A4-Formate" und fallen bei Abweichungen vom Standardformat noch niedriger aus. Die Marktuntersuchung kam f¸r das europ‰ische Festland zu demselben Ergebnis; dort wird die ¸berwiegende
10Im Vereinigten Kˆnigreich liegt der Grenzwert, bis zu dem im Offsetdruck gedruckt wird, offenbar hˆher. Dies d¸rfte auf die geringen Tiefdruckkapazit‰ten zur¸ckzuf¸hren sein, die die Nachfrage dort nicht decken. Den Sch‰tzungen der Parteien zufolge verf¸gt das Vereinigte Kˆnigreich lediglich ¸ber eine Tiefdruckkapazit‰t von 343 kt im Jahr, der eine Nachfrage von 673 kt pro Jahr gegen¸ber steht. Um diese L¸cke zu schlieflen, greifen die Verlage auf den Offsetdruck zur¸ck.
Mehrheit aller Zeitschriften mit mehr als 64 Seiten und einer Auflage von ¸ber 360 000 Exemplaren im Tiefdruckverfahren hergestellt .
(43)Dies heiflt nicht, dass in Ausnahmef‰llen nicht auch grˆflere Mengen im Offsetdruck hergestellt werden kˆnnten, wie einige von den Parteien angef¸hrte Beispiele zeigen . Dies kann damit zusammenh‰ngen, dass der Kunde besondere Anforderungen stellt (z.B. Personalisierung, Aufteilung der Zeitschrift in verschiedene Druckbˆgen mit geringer Seitenzahl und einer hohen Zahl von Beilagen), denen der Offsetdruck ihrer Ansicht nach besser gerecht wird, oder dass sie lieber mit einer ganz bestimmten Druckerei zusammenarbeiten.
(44)Die Marktuntersuchung hat gezeigt, dass f¸r die Marktdefinition sich der Tiefdruck von umfangreichen Druckauftr‰gen vom Offsetdruck unterscheidet. Tiefdruck wird haupts‰chlich f¸r Druckauftr‰ge groflen Umfangs verwendet, d.h. Druckauftr‰ge mit einer groflen Auflage und einer groflen Zahl von Seiten pro Exemplar w‰hrend die Nutzung der Offsetmethode grˆfltenteils auf kleinere Volumina beschr‰nkt ist. Es best‰tigte sich, dass bei Zeitschriften mit mehr als 64 Seiten und einer Auflage von ¸ber 360 000 Exemplaren und bei Katalogen und Werbebeilagen mit mehr als 64 Seiten und einer Auflage von ¸ber 450 000 Exemplaren der Offsetdruck dem Tiefdruck keine Konkurrenz macht.
(45)Eine Tiefdruckpresse kann gleichermaflen Zeitschriften, Werbebeilagen und Kataloge drucken. Die Marktuntersuchung hat jedoch ergeben, dass zumindest f¸r Zeitschriften ein getrennter Produktmarkt angenommen werden muss, da es sich um zeitkritische Druckerzeugnisse handelt, die spezielle Anforderungen an die Weiterverarbeitung und den Vertrieb stellen.
Zeitschriften sind im Allgemeinen zeitkritischer als andere Druckerzeugnisse, da sie wegen der Aktualit‰t ihres Inhalts innerhalb k¸rzester Zeit gedruckt werden m¸ssen. Auflerdem sind kurze Druckzeiten im Allgemeinen auch ein Anliegen der Werbekunden der Verlage, d.h. der Unternehmen, die ihre Anzeigen in den Zeitschriften platzieren. Laut Aussage der Zeitschriftenverlage ist das sp‰te Drucken der Zeitschrift ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, damit die Anzeigenkunden noch im letzten Moment Zugang zu den Zeitschriften haben und auf unerwartete Ereignisse oder die Werbeaktionen ihrer Wettbewerber reagieren kˆnnen. Voraussetzung hierf¸r ist ein schnelles und optimiertes Druckverfahren, das anders als bei anderen Druckerzeugnissen ohne Unterbrechungen verlaufen muss.
11Die Parteien nannten einen Fall, in dem eine Zeitschrift mit einer Auflage von rund 900 000 Exemplaren im Offsetdruck hergestellt wird. Die Untersuchung der Kommission ergab jedoch, dass diese Zeitschrift sehr viele Beilagen und Warenproben enth‰lt und auflerdem stark personalisiert ist. Der Offsetdruck bietet hier ein hˆheres Mafl an Flexibilit‰t.
12Die Parteien haben erst in einem sehr sp‰ten Stadium des Verfahrens n‰here Angaben zu diesen Mohn-Media-Kunden gemacht und die Kommission gebeten, bei deren Befragung zu den von ihnen verwendeten Druckverfahren ‰uflerst diplomatisch vorzugehen, da die Gefahr grofl sei, dass diese Offsetkunden zum Tiefdruckverfahren ¸berwechselten.
Druckerzeugnissen ohne Unterbrechungen verlaufen muss. Kataloge und Werbebeilagen unterliegen nicht diesem Zeitdruck. Zwar kˆnnen auch bei einigen Katalogen und Werbebeilagen kurze Druckzeiten vereinbart worden sein, doch ist dies meistens eine Frage der eigenen Arbeits- und Vertriebsorganisation, und nicht so sehr auf externe Faktoren zur¸ckzuf¸hren.
Das Drucken von Zeitschriften stellt spezifische Anforderungen an die Weiterverarbeitung und die Vorbereitung f¸r den Vertrieb. Zur Weiterverarbeitung gehˆrt das Binden der gedruckten Seiten und das Einf¸gen von Werbebeilagen, Warenproben u.‰.. Das Binden kann durch R¸ckstichheftung und Klebebindung erfolgen. Kataloge werden im Allgemeinen geklebt, w‰hrend bei Zeitschriften beide Verfahren zum Einsatz kommen. Was die Weiterverarbeitung von Zeitschriften unterscheidet, ist die Art und Weise, wie die Werbebrosch¸ren, Warenproben und Beigaben beigef¸gt werden.
Um Werbebeilagen und Warenproben beizuf¸gen oder anzuheften, sind spezielle Maschinen erforderlich. In der Regel verf¸gen die Druckereien selbst ¸ber die zur Weiterverarbeitung erforderlichen Maschinen und stellen sie am Druckstandort oder in seiner unmittelbaren N‰he auf, um den Druckprozess zu optimieren und damit besser auf den zeitempfindlichen Charakter des Zeitschriftendrucks reagieren zu kˆnnen. Anders als bei der Weiterverarbeitung von Katalogen, die relativ h‰ufig durch Dritte erfolgt, an die die einzelnen Druckereien die Druckbˆgen liefern, ist dieses Verfahren bei Zeitschriften eher selten. Die Anforderungen an die Behandlung von Werbebeilagen und Warenproben oder Beigaben sind von Land zu Land verschieden.
Druckereien, die Zeitschriftenverlage beliefern wollen, m¸ssen nicht nur mit dem zeitkritischen Charakter des Druckerzeugnisses und den besonderen Anforderungen an die Weiterverarbeitung fertig werden kˆnnen, sie m¸ssen auch das jeweilige Vertriebssystem kennen. In einigen L‰ndern ist das Zeitschriftenvertriebssystem ungleich komplizierter als das Vertriebssystem f¸r Kataloge und Werbung. Dies gilt insbesondere f¸r Deutschland. W‰hrend Kataloge und Werbung stets an zentrale Vertriebsstellen geschickt oder per Post vertrieben werden, erfolgt die Belieferung der Zeitschriftenh‰ndler in Deutschland in der Regel ¸ber die Vertriebskan‰le der Presse. Das deutsche Vertriebssystem f¸r Zeitschriften besteht aus 80 bis 90 ¸ber das ganze Land verteilten Groflh‰ndlern, die einzeln beliefert werden m¸ssen.
H‰ufig m¸ssen auch verschiedene Ausgaben ein und derselben Nummer gedruckt werden, z. B. wenn Kunden ihre Anzeigen, Beilagen oder Warenproben auf bestimmte "Nielsen-Gebiete" innerhalb Deutschlands beschr‰nken mˆchten. Das Marktforschungsunternehmen Nielsen liefert seinen Kunden f¸r verschiedene Wirtschaftsr‰ume in Deutschland Informationen ¸ber die Zusammensetzung von Zielgruppen f¸r Werbemaflnahmen. Die Ausgaben kˆnnen sich aber noch aus anderen Gr¸nden unterscheiden; so kˆnnen z.B. bei f¸r Lesezirkel oder das Ausland bestimmte Ausgaben angeheftete Warenproben oder Postkarten fehlen.
Die Dezentralisierung des Vertriebs und die Notwendigkeit, verschiedene Ausgaben ein und derselben Nummer vertreiben zu m¸ssen, wirken sich auch auf die Organisation des Druckvorgangs aus. Die Druckereien m¸ssen den Druckvorgang entsprechend den logistischen Anforderungen organisieren, d.h. zun‰chst Fertigstellung der Exemplare, die f¸r die Groflh‰ndler an sehr weit entfernten Standorten bestimmt sind, zusammen mit den Ausgaben, die der Spediteur auf dem Weg dorthin ausliefert. Gleichzeitig m¸ssen die Druckereien die verschiedenen Ausgaben ber¸cksichtigen, die zeitgleich fertig gestellt werden m¸ssen.
Dies l‰sst den Schluss zu, dass das Drucken von Zeitschriften im Groflen und Ganzen hˆhere Anforderungen stellt als das Drucken von Katalogen und Werbematerial, wobei es auflerdem noch l‰nderspezifische Unterschiede gibt. Nicht alle Druckereien in Europa bieten derzeit Leistungen an, die den besonderen Erfordernissen der gesamten Zeitschriftenbranche gerecht werden. Ihre jeweiligen Leistungen h‰ngen von den Weiterverarbeitungsmaschinen ab, die von ihnen eingesetzt werden, von ihrer Kenntnis der verschiedenen Vertriebssysteme und von ihrem Standort und der Entfernung zum Verleger und zum Vertriebsgebiet. Da Druckereien mit Sitz in einem anderen Land als der Verleger die beschriebenen besonderen Erfordernisse der Zeitschriftenverlage nur schwer erf¸llen kˆnnen, gelten f¸r die Definition des sachlich relevanten Marktes nahezu dieselben Argumente wie bei der nachstehenden Definition des r‰umlich relevanten Marktes.
(53)W‰hrend der Zeitschriftendruck aus eben diesen Gr¸nden als eigenst‰ndiger Markt anzusehen ist, sind die Unterschiede bei der Herstellung von Katalogen und Werbematerial im Tiefdruck deutlich geringer. Die ‹berg‰nge zwischen dem eher unregelm‰flig anfallenden Druck von auflageschwacherem Werbematerial und dem saisonal anfallenden Druck der auflagestarken Versandhauskataloge sind flieflend. Da eine Trennungslinie schwer zu ziehen ist, haben die Anmelder vorgeschlagen, nur die "grˆfleren Kataloge" als Kataloge anzusehen und den Rest als Werbematerial einzustufen.
Das Drucken bestimmter Werbebeilagen kann unter Umst‰nden ‰hnlich zeitkritisch sein wie das Drucken von Zeitschriften. Einzelh‰ndler machen beispielsweise mit ihren wˆchentlichen Sonderangeboten Reklame, mit denen sie kurzfristig auf das Verhalten der Konkurrenz reagieren wollen, oder warten f¸r die Berechnung ihrer Sonderangebote die letzten Verkaufszahlen ab. Diese Werbemaflnahmen kˆnnen durchaus zeitkritisch sein, weshalb die Druckerzeugnisse keine hohe Seitenzahl aufweisen d¸rfen. Sie sind daher einem Gesch‰ftsfeld zuzuordnen, das nicht nur von Tiefdruck-, sondern auch von Offsetdruckereien bedient wird und daher nicht im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht.
Die Verteilung von Werbebeilagen stellt ¸berdies keine besondere Herausforderung f¸r die Druckereien dar. Sie ist eher mit dem Verteilungssystem f¸r Kataloge vergleichbar. Die Weiterverarbeitung erfolgt in der Regel durch einfache R¸ckstichtechnik und damit auf andere Weise als bei Zeitschriften, die wegen der Beilagen und Beigaben kompliziertere Techniken erfordern.
Hieraus folgt, dass der Tiefdruck von Zeitschriften einen gesonderten Produktmarkt darstellt. Ob Kataloge und Werbebeilagen, die im Tiefdruckverfahren gedruckt werden, einen einzigen Produktmarkt oder gesonderte Produktm‰rkte darstellen, kann offen bleiben, da weder in dem einen noch in dem anderen Fall wettbewerbsrechtliche Bedenken bestehen.
13
(57)Die Anmelder machen geltend, dass der von ihnen als relevant angesehene Markt f¸r den groflvolumigen Illustrationsdruck die gesamte EU umfasst. Bei den von ihnen hilfsweise vorgeschlagenen Teilm‰rkten stufen sie den Markt f¸r Kataloge (mit einer Auflage von ¸ber 2 Millionen Exemplaren) als EU-weit ein, da alle Kataloge dieser Art von verschiedenen Druckereien in verschiedenen L‰ndern gedruckt w¸rden. Beim Zeitschriften- und Werbebeilagenmarkt gehen die Parteien davon aus, dass jede Druckerei Kunden im Umkreis von mindestens 700 km bedienen kann. Zˆge man um die wichtigsten europ‰ischen Tiefdruck- und Offsetdruckstandorte Kreise mit einem Radius von 700 km, entst¸nde ein Bild, bei dem sich die Kreise weitgehend ¸berschneiden. Die Parteien ziehen hieraus den Schluss, dass dadurch Substitutionsketten gebildet werden, so dass sich der r‰umlich relevante Markt ebenfalls auf die gesamte EU erstreckt.
13In der Entscheidung M.3322 - Polestar/Prisa/Iversiones Ibersuizas/GUkam die Kommission in ‹bereinstimmung mit der entsprechenden Anmeldung zu dem Ergebnis, dass der r‰umlich relevante Markt f¸r Druckerzeugnisse der Inlandsmarkt ist. Damals konnte offen bleiben, ob Zeitschriften, Kataloge und Werbebeilagen zu ein und demselben Produktmarkt gehˆren oder eigenst‰ndige Produktm‰rkte bilden. Zu dem Schluss, dass es sich um einen nationalen Markt handelt, kam die Kommission jedoch in erster Linie aufgrund von Erkenntnissen, die insbesondere f¸r Zeitschriften galten und die Faktoren Kundenn‰he, Schnelligkeit, Kosten und Verteilung betrafen.
(59)Die Untersuchung der Kommission im vorliegenden Fall hat ergeben, dass sich die Angebots- und Nachfragestruktur bei Tiefdruckleistungen in Deutschland erheblich von der Situation in den meisten anderen europ‰ischen L‰ndern unterscheidet. Da es in Deutschland reichlich Tiefdruckkapazit‰ten gibt, die nahezu 50 % der gesamten installierten EU-Kapazit‰ten ausmachen, werden Druckdienstleistungen auch exportiert, vor allen Dingen nach Frankreich und dem Vereinigten Kˆnigreich. Umgekehrt ist der Import von Tiefdruckleistungen aus dem Ausland eher selten. Die Zahl und der Umfang der Druckauftr‰ge, die von ausl‰ndischen Tiefdruck-Druckereien f¸r deutsche Kunden ausgef¸hrt werden, variiert jedoch je nach Produktmarkt.
(60)Der Zusammenschluss hat haupts‰chlich Folgen f¸r den deutschen Markt, wo f¸nf Tiefdruck-Standorte zu einem Unternehmen zusammengefasst werden. Daher sollen zun‰chst die Wettbewerbsbedingungen auf den beiden Tiefdruckm‰rkten (Zeitschriften bzw. Kataloge/Werbebeilagen) in Deutschland untersucht werden, bevor gepr¸ft wird, ob bzw. in welchem Umfang diese Bedingungen sp¸rbar von denen in anderen geografischen Gebieten abweichen.
14Laut European Rotogravure Association (ERA) entfallen auf Deutschland 46 % der installierten EWR-Kapazit‰ten, auf Italien 15 %, auf Frankreich 10 % und auf die Niederlande, das Vereinigte Kˆnigreich jeweils 6-7 % (Zahlen f¸r 2003, die auch die im Mai 2004 beigetretenen neuen Mitgliedstaaten ber¸cksichtigen).
(61)Laut Untersuchung der Kommission spricht einiges daf¸r, dass der Zeitschriftenmarkt derzeit auf Deutschland beschr‰nkt ist. So wird z.B. nur ein kleiner Teil der deutschen Zeitschriften bisher im Ausland gedruckt. Verantwortlich f¸r diese niedrige Importquote ist eine Reihe von technischen und wirtschaftlichen Faktoren, die die heimischen Druckereien beg¸nstigen, vor allem der zeitkritische Charakter vieler Zeitschriften, die Besonderheiten des deutschen Vertriebssystems und die speziellen Anforderungen an die Weiterverarbeitung.
(62)Die Importe machen weniger als 4 % der gesamten deutschen Nachfrage nach Tiefdruckleistungen auf dem Zeitschriftenmarkt aus, wobei ein Groflteil dieser Importe auf die Druckstandorte von Burda in Frankreich und der Slowakei entfallen. Lediglich eine deutsche Zeitschrift, auf die weniger als 1 % des deutschen Tiefdruckmarktes im Bereich Zeitschriften entf‰llt, wird im Ausland durch eine ausl‰ndische Druckerei gedruckt.
(63)Einer der Gr¸nde daf¸r, dass sich deutsche Zeitschriftenverlage fast ausschlieflisch nur deutscher Druckereien bedienen, ist der zeitkritische Charakter dieser Druckerzeugnisse. Das Risiko von Lieferverzˆgerungen beispielsweise aufgrund von Verkehrsstaus oder Lkw-Pannen steigt mit zunehmender Entfernung zwischen Druckstandort und Vertriebsgebiet. Eine versp‰tete Auslieferung einer Zeitschrift verursacht dem Verlag nicht nur erhebliche finanzielle Verluste, sondern sch‰digt auch das Ansehen der Zeitschrift. Die Verlage neigen daher in starkem Mafl dazu, dieses Risiko durch die Wahl einer Druckerei mit Sitz in Deutschland, d.h. dort, wo die Zeitschriften vertrieben werden sollen, zu minimieren.
(64)Die Anmelder legten eine Studie vor, in der die Zeitschrift Der Spiegel als Beispiel daf¸r angef¸hrt wird, dass selbst k¸rzeste Fristen bei dem Druck der Zeitschrift an Standorten von Wettbewerbern mit Sitz nahe der deutschen Grenze in den Niederlanden und Frankreich (zwei Standorte) und an einem geplanten Standort in Polen eingehalten werden kˆnnten. Der Spiegel wird gegenw‰rtig in Itzehoe bei Hamburg und in Dresden gedruckt. Die Datens‰tze mit dem endg¸ltigen Inhalt gehen beim Drucker [Ö]* ein und am Montagmorgen m¸ssen die Zeitschriften an allen Verkaufsstellen in ganz Deutschland ausliegen, in einigen St‰dten sogar schon [Ö]*. Dass der Druck an zwei Standorten erfolgt (beide von G+J betrieben), h‰ngt offensichtlich auch mit dem groflen Druckvolumen und der Sorge um eine p¸nktliche Auslieferung zusammen.
(65)Die Studie sollte belegen, dass das f¸r den Druck und die Auslieferung zur Verf¸gung stehende Zeitfenster bei einer Anlieferung von den Druckstandorten im Ausland aus nicht ¸berschritten w¸rde. Die Berechnungen beruhten auf einer Reihe von Annahmen wie z.B. dem verst‰rkten Einsatz von schnellen Kleinlastwagen, die die Transportkosten allerdings deutlich in die Hˆhe treiben w¸rden. Doch selbst wenn ausl‰ndische Druckereien theoretisch in der Lage w‰ren, den Zeitrahmen f¸r Zeitschriften wie Der Spiegel einzuhalten, blieben die anderen wirtschaftlichen und technischen Sachzw‰nge bestehen. Hierf¸r spricht allein schon der Umstand, dass andere Zeitschriftenverlage, die unter keinem so hohen Zeitdruck stehen, wie dies beim Spiegel der Fall ist, bisher fast ausschlieflisch f¸r Druckstandorte in Deutschland optiert haben.
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(66)Der zeitkritische Charakter f¸hrt aber auch nicht dazu, dass der Markt kleiner als Deutschland (z.B. regional) ist. Lediglich zwei deutsche Zeitschriften werden an zwei verschiedenen Standorten gedruckt: Der Spiegel, der zuvor ¸ber lange Zeit nur an einem Standort gedruckt wurde, und ADAC Motorwelt, eine Mitgliederzeitschrift mit einer Auflage von 14 Millionen Exemplaren, die per Post vertrieben wird. In beiden F‰llen ist in erster Linie das hohe Druckvolumen in Verbindung mit dem zur Verf¸gung stehenden Zeitrahmen f¸r die Aufteilung verantwortlich. In dieser Situation w‰re daher eine Marktdefinition, die weniger als den nationalen Markt umfasst, nicht gerechtfertigt.
(67)Ein weiterer Hemmschuh f¸r die Belieferung deutscher Verlagsh‰user durch ausl‰ndische Druckereien sind die besonderen Vertriebsbedingungen in Deutschland. Das deutsche Zeitschriftenvertriebssystem ist - wie schon gesagt - wegen seiner dezentralen Struktur mit ¸ber 80 regionalen Verteilerstellen relativ kompliziert. In anderen L‰ndern, z.B. in Frankreich, erfolgt der Vertrieb ¸ber eine zentrale Vertriebsstelle. Die Druckereien m¸ssen nicht nur verschiedene Ausgaben ein und derselben Nummer drucken, vor allem damit Werbekunden ihre Anzeigen nur in bestimmten Nielsen-Gebieten platzieren kˆnnen, sie m¸ssen den Druckvorgang auch entsprechend den Transportrouten und Abfahrtszeiten der Lkw organisieren. Das bedeutet, dass beispielsweise gleichzeitig mit dem Druck einiger Ausgaben f¸r abgelegene Gebiete diejenigen Ausgaben fertig gestellt werden m¸ssen, die vom Spediteur auf dem Weg dorthin ausgeliefert werden. Ausl‰ndische Druckereien kˆnnen nicht einfach mit ihren herkˆmmlichen Methoden Zeitschriften f¸r den deutschen Markt drucken. Die Marktuntersuchung best‰tigte, dass es einige Zeit dauern w¸rde und zudem einer engen Zusammenarbeit mit dem Verlag bed¸rfte, um sich das entsprechende Know-how anzueignen und den Druckprozess entsprechend anzupassen.
(68)Deutsche Zeitschriften unterscheiden sich von Zeitschriften in anderen L‰ndern auflerdem durch eine andere, kompliziertere Art der Verwendung von Beigaben und Warenproben, die eine besondere Art der Weiterverarbeitung erfordern. W‰hrend in vielen anderen L‰ndern Beigaben, die einer Zeitschrift zu Werbezwecken beigef¸gt werden, f¸r gewˆhnlich mit einer Plastikfolie ¸berzogen werden, existiert diese Praxis in Deutschland nicht. Die Marktuntersuchung hat gezeigt, dass ein charakteristisches Merkmal deutscher Zeitschriften die Vielzahl von lose auf ganz bestimmten Seiten eingef¸gten Werbebeilagen und fest angehefteten Warenproben ist. Um deutsche Zeitschriftenverlage beliefern zu kˆnnen, m¸ssten sich ausl‰ndische Druckereien daher mit ihren Maschinen auf diese Gewohnheit einstellen.
(69)Hieraus folgt, dass sich der r‰umlich relevante Markt f¸r den Tiefdruck deutscher Zeitschriften auf Deutschland beschr‰nkt.
(70)Was andere L‰nder wie Frankreich und das Vereinigte Kˆnigreich betrifft, hat sich herausgestellt, dass Tiefdruckleistungen aus Deutschland zum Druck von Zeitschriften deutlich h‰ufiger in Anspruch genommen werden als umgekehrt. Dies liegt an den traditionell hˆheren Tiefdruckkapazit‰ten in Deutschland, was wiederum bis zu einem gewissen Grad die Gewohnheiten beeinflusst und dazu gef¸hrt hat, dass ausl‰ndische Zeitschriftenverlage eher bereit sind, im Ausland drucken zu lassen, als deutsche Verlage. F¸r diese L‰nder braucht jedoch der r‰umlich relevante Markt nicht weiter abgegrenzt zu werden, da selbst bei der engsten Marktdefinition (nationaler Markt) in diesen L‰ndern keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken entst¸nden.
(71)Bei Katalogen ergab die Marktuntersuchung, dass die Auftr‰ge hierf¸r in der Regel unter mehreren Druckereien aufgeteilt werden, um die Produktion und rechtzeitige Auslieferung der groflen Mengen sicherzustellen. Es wurde weitgehend festgestellt, dass nicht nur ausl‰ndische Katalogkunden Druckleistungen vor allen Dingen aus Deutschland importieren, und dass auch deutsche Kunden ausl‰ndische Druckereien als geeignete Alternative ansehen.
(72)Da Kataloge bei Weitem nicht so zeitkritisch sind wie Zeitschriften (die Druckzeit beträgt in der Regel zwischen zwei und sechs Wochen), greifen deutsche Kataloghersteller häufig auch auf Druckereien außerhalb Deutschlands zurück. Viele deutsche Katalogkunden vergeben zumindest Teile ihrer Druckaufträge an ausländische Druckereien, vor allem an Roto Smeets (Niederlande), Quebecor (Frankreich), Mondadori und Rotocalcografica (beide Italien) sowie Ringier (Schweiz) und an die Zweigniederlassungen deutscher Druckunternehmen im Ausland (z.B. an die Unternehmen von Burda in Frankreich und der Slowakei und die TSB-Tochter Rotoalba in Italien. Laut Marktuntersuchung und den Angaben der Druckereien werden ca. [25-30 %] aller deutscher Kataloge im Ausland gedruckt, wobei [15-20 %] auf die Druckstandorte von Burda in Frankreich und der Slowakei entfallen.
(73)Die Mehrheit der deutschen Katalogkunden, die sich an der Marktumfrage beteiligten, arbeiten derzeit mit Druckbetrieben im Ausland zusammen oder haben dies in der Vergangenheit bereits getan. Diese Kunden gaben außerdem mehrheitlich an, dass sie den Auslandsanteil noch erhöhen könnten. Bisher lag der Anteil, der an ausländische Unternehmen vergeben wurde, zwischen 10 und 51 %. Etwa ein Drittel der Befragten gab an, dass sie nicht im Ausland drucken könnten oder die Aufträge nur an Zweigniederlassungen deutscher Druckereien im Ausland (Frankreich, Slowakei und Italien) vergeben würden. Speziell Letzteres beweist, dass bei Katalogen die bloße Entfernung zwischen Druckerei und Vertriebsgegend für die Auswahl einer Druckerei nicht so entscheidend ist wie bei Zeitschriften. Dieses steht im Einklang mit dem im Allgemeinen weniger zeitkritischen Charakter dieser Druckerzeugnisse.
(74)Ein wichtiger Faktor bei der Wahl der Druckerei ist offensichtlich die Sprache. Im Vorfeld des Druckprozesses müssen viele technische Details zwischen dem Drucker und dem Kunden genauestens abgestimmt werden. Um kein Risiko wegen etwaiger Sprachprobleme einzugehen, ist es den deutschen Kunden offenbar lieber, wenn sie technische Fragen mit dem Drucker in deutscher Sprache klären können.
(75)Der sprachliche Aspekt mag der Grund sein, weshalb deutsche Kunden bis zu einem gewissen Grad Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen im Ausland gegenüber ausländischen Druckereien den Vorzug geben. Die Marktuntersuchung bestätigte, dass die größeren Druckereien in den Nachbarländern (und Italien), die deutsche Katalogkunden akquiriert haben, über Mitarbeiter verfügen, die in deutscher Sprache technische Hilfestellung leisten können (dies ist zumindest bei Roto Smeets, Quebecor und Mondadori der Fall; Ringier hat seinen Sitz in der deutschsprachigen Schweiz). Die meisten haben außerdem Vertretungen in Deutschland. Diese sprachliche Präsenz ist nicht unwichtig, da die Abnahme in der Regel am Druckstandort erfolgt und die Kunden dann von einem Mitarbeiter der Vertretung in Deutschland begleitet werden können.
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(76)Aus den Antworten der deutschen Katalogkunden auf die Marktumfrage und aus ihrem Verhalten bei der Auftragsvergabe lässt sich ableiten, dass Druckereien in an Deutschland angrenzenden Ländern sowie in der Slowakei und in Italien für diese Kategorie von Kunden eine echte Alternative darstellen. Da Kunden aus diesen Ländern ebenfalls Druckleistungen aus anderen Ländern in dem besagten Raum - hauptsächlich aus Deutschland - beziehen, können Deutschland plus die angrenzenden Staaten (Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Schweiz, Österreich, Tschechische Republik, Polen, Dänemark) sowie Italien und die Slowakei, wo sich die großen ausländischen Druckereien Quebecor, RotoSmeets, Mondadori, Ilte, Rotocalcografica und Ringier befinden, als räumlich relevanter Markt angesehen werden. Das Vereinigte Königreich gehört nicht dazu, da deutsche Katalogkunden britische Druckereien übereinstimmend nicht als geeignete Alternative ansahen.
(77)Diese Marktdefinition steht nicht im Widerspruch zu der Entscheidung M.3322 Polestar/Prisa/Iversiones Ibersuizas/JV, in der die Kommission zu dem Schluss kam, dass der Tiefdruckmarkt für spanische Druckerzeugnisse einschließlich Kataloge und Werbebeilagen auf Spanien beschränkt ist. Anders als in den Teil Europas, um den es im vorliegenden Fall geht, gibt es in den an Spanien angrenzenden Gebieten, d.h. in Portugal und im Südwesten Frankreichs, keine Tiefdruckbetriebe. Wegen der geografischen Lage Spaniens sind für spanische Kunden die Möglichkeiten, Tiefdruckleistungen zu importieren, demzufolge sehr begrenzt.
(78)Werbebeilagen für deutsche Kunden werden offenbar größtenteils in Deutschland gedruckt. Importierte Druckleistungen machen nur rund 5 % des Marktes aus. Dies heißt jedoch nicht, dass von einem nationalen Markt ausgegangen werden kann. Die Marktuntersuchung zeigte, dass die Kunden im Bereich Werbebeilagen deshalb eher auf heimische Druckereien zurückgreifen, weil es dort genügend Kapazitäten und Anbieter gibt. Bisher hatten deutsche Kunden, die Werbebeilagen im Tiefdruckverfahren drucken lassen, keinen Grund, sich an ausländische Druckereien zu wenden, zumal das für Kataloge geltende Argument der Risikostreuung durch Aufteilung sehr großer Druckvolumen für Werbebeilagen nicht in demselben Maße gilt.
(79)Obwohl weniger Werbebeilagen als Kataloge im Ausland gedruckt werden, ist es für deutsche Kunden nicht schwer, zuverlässige ausländische Druckereien zu finden, die die Befähigung und die Ausrüstung besitzen, die nötig sind, um diese Dienstleistungen in Deutschland anzubieten. Das Drucken von Werbebeilagen bereitet keine besonderen Probleme, die mit denen beim Zeitschriftendruck, wie etwa die besonderen Anforderungen an die Endverarbeitung oder die speziellen Vertriebsbedingungen, vergleichbar wären. Die meisten Werbebroschüren werden durch einfache Kreuzstichheftung fertiggestellt und stellen keine besondere Anforderungen in Bezug auf Beigaben oder sonstige Merkmale. Auch die Verteilung ist offenbar mehr oder weniger problemlos und wird überwiegend vom Kunden selbst organisiert. Zudem sind Werbebeilagen - wie schon gesagt - im Allgemeinen nicht so zeitkritisch wie Zeitschriften. Daher ist anzunehmen, dass ausländische Druckereien, die bereits Kataloge für deutsche Kunden drucken, auch in der Lage sind, Werbebeilagen für den deutschen Markt herzustellen. Da die meisten Herausgeber großer Kataloge auch Werbebeilagen drucken lassen, könnten sie problemlos die bereits bestehenden Verbindungen zu den ausländischen Druckereien auch für Aufträge zum Druck von Werbebeilagen nutzen. Aus diesem Grund kann von einem von der räumlichen Ausdehnung her gleich großen Markt für den Tiefdruck von Werbebeilagen und den
Tiefdruck von Katalogen ausgegangen werden, d.h. einem Markt, der Deutschland, die Nachbarstaaten Italien und die Slowakei umfasst.
A. Tiefdruckmärkte
(80)Das geplante Gemeinschaftsunternehmen vereint den bisherigen Marktführer unter den deutschen und europäischen Tiefdruckbetrieben, Bertelsmann (die Tochtergesellschaft G+J miteingeschlossen) und das drittgrößte deutsche (und sechstgrößte europäische) Tiefdruckunternehmen Springer (gemessen an der installierten Tiefdruckkapazität in Tonnen). Durch den Zusammenschluss wird daher die führende Stellung von Bertelsmann auf dem deutschen und europäischen Tiefdruckmarkt gestärkt. Nicht in das Gemeinschaftsunternehmen eingebracht wird das Tiefdruckgeschäft von Bertelsmann in Italien und Spanien. Dies wird bei der Prüfung der Auswirkungen des geplanten Gemeinschaftsunternehmens auf den Märkten berücksichtigt, auf denen sowohl NewCo als auch die bei Bertelsmann verbleibenden Druckgeschäfte tätig sind.
(81)Ausgehend von den Zahlen für 2003 ergibt sich in Bezug auf die beteiligten Unternehmen und das GU folgendes Bild bei den Kapazitäten und der Produktion für den Eigen- und den Fremdbedarf:
Gesamt-Gesamtproduk-Selbst-FreieDruck-kapazitätion genutzteKapazitätenleistungen(EigenbedarfKapazi-für Drittefür Dritte mit t-ätigkeiten eingeschlossen)
Bertelsmann [700-750[700-750 kt]* [150-200[550-600[550-600 15(Maul-belser andkt]* kt]* kt]* kt]*
[300-350[250-300 kt]* [100-150[200-250[100-150 kt]* kt]* kt]* kt]*
GU insgesamt
[1000-[1000-1100 kt]* [300-350[700-800[650-750 1100 kt]* kt]* kt]* kt]*
Tabelle 2 – Kapazitäten und Verkäufe der in das geplante Gemeinschaftsunternehmen eingehenden Unternehmen in 2003
Außerhalb des geplanten Gemeinschaftsunternehmens betreibt Bertelsmann zwei weitere Tiefdruckstandorte in Norditalien - Eurogravure in Bergamo und Mailand. Es betreibt auch einen Druckstandort in Spanien, Eurohueco. Die Druckereien in Spanien und Italien haben eine gemeinsame Kapazität von [200-250 kt]*.
15 [Ö]*
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Sonstige wichtige Tiefdruckunternehmen in Europa sind:
• Schlott und TSB in Deutschland. Bei diesen Unternehmen besteht keine vertikale Verflechtung mit einem Verlagshaus, sondern es handelt sich um reine Tiefdruck-(und Rollenoffsetdruck)-Unternehmen). Schlott ist mit vier Tiefdruckstandorten in Hamburg, Freudenstadt, Nürnberg und Landau, die zusammen eine Kapazität von [500-550] kt haben, nach Bertelsmann die größte Druckerei in Deutschland (und die drittgrößte in Europa). TSB lässt in Deutschland in Mönchengladbach und in München drucken (Gesamtkapazität [200-250] kt) und verfügt darüber hinaus noch über einen kleineren Tiefdruckbetrieb in Italien in der Nähe von Turin mit einer Kapazität von [50-75] kt (Rotoalba).
– die Verlagshäuser und Druckereien Burda und Bauer. Während Burda einen wesentlichen Teil seiner Druckkapazitäten Dritten zur Verfügung stellt, verwendet Bauer seine Anlagen fast ausschließlich für den Druck seiner eigenen Zeitschriften. Burda betreibt einen großen Druckereibetrieb in Offenburg (Deutschland) mit einer Kapazität von [150-200] kt, eine weitere Tiefdruckerei in Vieux-Thann/Frankreich mit einer Kapazität von [100-150] kt und einen kleinen Tiefdruckbetrieb in Bratislava/Slowakei mit einer Kapazität von [25-50 kt]. Bauer betreibt ein großes Tiefdruckunternehmen in Köln mit einer (von den Parteien) geschätzten Kapazität von 265 kt sowie zwei Standorte in Polen, einen in Ciechanow mit einer Kapazität von 101 kt (nach Schätzungen der Parteien) und einen zweiten Standort in Wykroty, der noch in der Planung ist.
Quebecor, das ebenfalls kein vertikal integriertes Unternehmen ist und in Frankreich mit fünf Tiefdruckstandorten (in Blois, Corbeil, Lille, Mary-sur-Marne und Straflburg) mit einer (von den Parteien) geschätzten Kapazität von 383 kt sowie in Belgien und Finnland mit je einem Unternehmen (jeweils mit einer Kapazität von 77 kt nach Schätzung der Parteien) vertreten ist. Quebecor ist nach Bertelsmann (und dem Gemeinschaftsunternehmen) die zweitgrößte Druckerei in Europa.
Lenglet, eine ebenfalls nicht vertikal integrierte Tiefdruckerei in Frankreich, die erst seit 2002 tätig ist und über eine Kapazität von [50-100] kt verfügt,
die niederländischen Druckereien Roto Smeets und Biegelaar, die ebenfalls in keine vertikale Unternehmensstruktur eingebunden sind. Roto Smeets verfügt über zwei Standorte in Etten-Leur und Deventer mit einer Gesamtkapazität von [250-300] kt. Biegelaar ist eine kleine Druckerei mit einer Kapazität von [50ñ75] kt.
das Verlagshaus Mondadori mit zwei Tiefdruckstandorten in Norditalien in Melzo und Verona mit einer Gesamtkapazität von [150-200]*kt, die es weitgehend für den Eigenbedarf nutzt. Die Kapazitäten des Tochterunternehmens Rotosud werden ebenfalls ausschließlich zur Deckung des Bedarfs der Muttergesellschaft genutzt.
die nicht vertikal verflochtenen italienischen Druckereien Ilte (mit einem Druckstandort in Turin und einer von den Parteien auf 146 kt geschätzten Kapazität) sowie Rotocalcografica mit einem Druckstandort in der Nähe von Mailand und einer Druckkapazität von [50-75] kt,
die nicht in eine vertikale Struktur eingebundene Druckerei Polestar mit drei Tiefdruckstandorten im Vereinigten Königreich (Scarborough, Bristol und Pershore), die nach Schätzungen der Parteien eine Gesamtkapazität von 290 kt haben, und mit einem im Aufbau befindlichen Druckereibetrieb in Sheffield, an dem die Produktion 2005 anlaufen soll. Daneben hat Polestar noch zwei Druckereibetriebe in Spanien mit einer von den Parteien geschätzten Kapazität von 159 kt.
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Auskunft über die Stellung der Parteien auf dem Tiefdrucksektor gibt auch ihr Anteil an den in Deutschland installierten Gesamttiefdruckkapazitäten.
GesamtkapazitätFreieAnteil an denAnteil an den
t in kt p.a.Kapazitäten fürGesamt-Gesamt-
Dritte in kt p.a.kapazitätenkapazitäten zur
in Deckung von
DeutschlandFremdbedarf in
%Deutschland
[30-35%]* [30-35%]*
Druckerei
Bertelsmann/[700-750]* maul-belser und G+J
Springer [300-350]* [200-250]*
GU insgesamt
[1000-[1000-1100 kt]* [300-350[700-800[650-750 1100 kt]* kt]* kt]* kt]*
Tabelle 3 – Kapazitäten deutscher Druckereien für den Eigenbedarf und zur Deckung von Fremdbedarf
[550-600]*
[10-15%]* [10-15%]*
[45-50%]* [45-50%]*
[20-25%] [30-35%]%]
[10-15%] [10-15%]
[5-10%] -
[5-10%] [0-5%]
4.1% 5.5%
100% 100%
Die obige Tabelle verdeutlicht die Bedeutung des geplanten Gemeinschaftsunternehmens auf dem deutschen Tiefdruckmarkt. Das GU wird insgesamt über beinahe doppelt so viele Kapazitäten und zur Deckung des Fremdbedarfs immerhin noch über anderthalb mal so viel Kapazitäten wie der nächstfolgende Wettbewerber verfügen.
Das geplante GU wird auch Marktführer in Europa sein. Während die installierte jährliche Kapazität in Deutschland bei 2322 kt liegt, beläuft sie sich nach Schätzungen der Parteien in Frankreich auf nur 656 kt und im Vereinigten Königreich auf 333 kt . Der deutsche Anteil an den in Europa vorhandenen Gesamtkapazitäten
Nur die deutschen Standorte von TSB.
Nur die deutschen Standorte von Bauer.
Zu den „Sonstigen“ gehören: Badenia Tiefdruck Offset, Print Forum Druck, Schweiwe Tiefdruck und W. Metz. Die Zahlen basieren auf Angaben der Parteien; ihre jeweiligen Kapazitäten liegen zwischen 14 und 38 kt.
Die Parteien beziffern die installierte Gesamtkapazität in Deutschland mit 2608 kt.
Die Zahlen für das Vereinigte Königreich verstehen sich ausschließlich der neuen von Polestar in Sheffield und von Arvato in Liverpool gebauten Druckereien, wobei der Betrieb in Liverpool später in das Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden soll.
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beträgt über 45%, was die Bedeutung der in Deutschland verfügbaren Tiefdruckkapazitäten noch unterstreicht. Die Kapazitäten des Gemeinschaftsunternehmens würden somit die gesamten in Frankreich und im Vereinigten Königreich installierten Kapazitäten übersteigen.
Die Marktteilnehmer aus anderen Staaten sind erheblich kleiner als das geplante GU. Auf europäischer Ebene müssen auch die Tiefdruckkapazitäten von Arvato in Italien und Spanien berücksichtigt werden. Den Schätzungen der Kommission zufolge hätten das GU und die Arvato-Druckstandorte in Italien und Spanien zusammen mehr als doppelt so viele Kapazitäten wie sämtliche Quebecor-Druckereien in Frankreich, Belgien und Finnland. Der drittgrößte europäische Marktteilnehmer ist das deutsche Unternehmen Schlott.
Das Gemeinschaftsunternehmen wird in den Märkten des Tiefdrucks von Zeitschriften, Katalogen und Werbebeilagen zwar in einer Reihe von EWR-Ländern tätig sein, die Auswirkungen des Vorhabens werden angesichts der Standorte der fünf in das Gemeinschaftsunternehmen einzubringenden Druckereien aber in Deutschland am stärksten zu spüren sein. Die Kommission hat die Auswirkungen des Vorhabens in den verschiedenen Märkten zuerst anhand der Marktanteile untersucht. Nachstehend werden sämtliche Märkte erörtert, in denen die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens zu einer Hinzufügung von Marktanteilen und einem gemeinsamen Marktanteil von mehr als 15 % führen würde. Die räumliche Definition der Deutschland nicht einbeziehenden Märkte wurde dabei offen gelassen. Für diese Märkte wird die Analyse auf der Grundlage der engstmöglichen Definition des räumlichen Marktes vorgenommen. Wettbewerbsbedenken, die bei dieser Marktdefinition nicht entstehen, können in der Regel ausgeschlossen werden.
Die Parteien haben die Marktanteile anhand der installierten Tiefdruckkapazitäten ermittelt, wobei sie von einer durchschnittlichen Auslastung von 85 % ausgegangen sind, die angenommenen gruppeninternen Verkäufe der vertikal integrierten Druckereien abgezogen und den Anteil der Einfuhren und Ausfuhren gemäß ihrer eigenen Kenntnisse und den Statistiken von Eurostat ausgewiesen haben. Die Parteien sind bei ihren Schätzungen davon ausgegangen, dass sich die drei Druckerzeugnisse Zeitschriften, Kataloge und Werbebeilagen bei ihren Wettbewerbern in ähnlicher Weise aufteilen. Für das Jahr 2003 haben sie die folgenden Angaben zu diesen verschiedenen Druckerzeugnissen auf dem Handelsmarkt vorgelegt, wobei sich die Zahlen nur auf die Unternehmensteile beziehen, die in das Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden sollen.
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Gemäß den Angaben der Parteien hätte das Gemeinschaftsunternehmen mit [40-50 kt]* einen Anteil von [20-30 %]* am britischen Markt für den Zeitschriftentiefdruck, dessen Gesamtumfang sich im Jahr 2003 auf 178 kt belief; hinzu kommt ein zusätzlicher Marktanteil von 1 %, den Bertelsmann mit seinen übrigen Tätigkeiten erzielt. Die Überschneidung ist jedoch geringfügig, da der Marktanteil von Springer mit [0-1 kt]* lediglich [0-1 %]* ausmacht. Polestar ist mit einem Marktanteil von [40-50 %]* (bzw. [50-100 kt)* wesentlich größer als das Gemeinschaftsunternehmen.
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Bertelsmann errichtet gegenwärtig einen neuen Tiefdruckbetrieb in Liverpool, der im Jahr 2006/2007 die Produktion aufnehmen soll. Die Kapazität dieser Anlage beträgt [150-200 kt]*, wovon [100-150 kt]* einem Großauftrag zum Druck von Zeitschriften für einen britischen Kunden vorbehalten sind. Obwohl diese Druckerei in das Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden soll, kann eine künftige erhöhte Marktpräsenz aufgrund der neuen Anlage nicht auf die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens zurückgeführt werden. Der Bau der Druckerei wurde von Bertelsmann allein geplant, so dass der vorgesehene Zusammenschluss nicht die Ursache für einen möglicherweise erhöhten Marktanteil sein kann, der auf den Bau der neuen Druckerei in Liverpool zurückzuführen wäre. Selbst wenn man eine derzeit nur angenommene Erhöhung der Marktanteile in Zukunft zugrunde legt, wäre, wie vorstehende Erwägungen nachgewiesen haben, der Zuwachs aufgrund der Präsenz von Springer auf diesem Markt geringfügig. Polestar ist gegenwärtig mit großem Abstand Marktführer und wird ein sehr starker Wettbewerber bleiben, zumal es gegenwärtig eine neue Tiefdruckanlage einer hohen Kapazität in Sheffield errichtet, die im Jahr 2005 betriebsbereit sein wird.
In Österreich wird der Marktanteil des Gemeinschaftsunternehmens [60-65 %]* entsprechend einer Menge von [10-15 kt]* betragen (mit seinen übrigen Tätigkeiten erzielt Bertelsmann weitere [1-5 %]* Marktanteil). Da Springer in Österreich nicht tätig ist, ergibt sich keine Überschneidung bei den Marktanteilen. In der Tschechischen Republik erzielt Bertelsmann einen Marktanteil von [25-30 %]* im Zeitschriftendruck (mit einer Menge von [5-10 kt]*); für Springer ergeben sich keine Marktanteile, während auf den Wettbewerber Nase vojsko ein Anteil von [30-35 %]* entfällt.
Gemäß den Schätzungen der Parteien anhand der Mengen für das Jahr 2003 würde der Anteil von NewCo an dem Markt des Tiefdrucks von Katalogen und Werbebeilagen auf einem europäischen Markt, der Deutschland, die Nachbarländer, Italien und die Slowakei einbezieht, [20-25 %]* betragen. Wenn man für Kataloge und Werbebeilagen getrennte Märkte zugrunde legt, hätte das Gemeinschaftsunternehmen einen Marktanteil von [15-20 %]* beim Katalogedruck und von [20-25 %]* beim Druck von Werbebeilagen. Für die Tiefdrucktätigkeiten von Bertelsmann, die außerhalb des Gemeinschaftsunternehmens verbleiben, müssen jedem dieser Marktanteile zusätzliche [1-5 %]* hinzugezählt werden. Sowohl bei getrennten Märkten als auch bei einem gemeinsamen Markt für Kataloge und Werbebeilagen würden Schlott und Quebecor mit Marktanteilen von zwischen 13 und 14 % und TSB von rund 11 % in kurzem Abstand folgen. Auf diesem europäischen Markt würden sich Wettbewerbsbedenken weder bei einem Kataloge und Werbebeilagen umfassenden Markt, noch bei getrennten Märkten für den Druck von Katalogen und Werbebeilagen ergeben.
Selbst wenn man einen auf Deutschland beschränkten hypothetischen Markt für den Druck von Katalogen und Werbebeilagen zugrunde legt, würden sich keine Wettbewerbsprobleme ergeben. Nach den Ergebnissen der Marktuntersuchung würde sich der Anteil des Gemeinschaftsunternehmens auf [25-30 %]* in einem angenommenen deutschen Markt für den Druck von Katalogen und Werbematerial, auf [20-25 %]* in getrennten Märkten für den Druck von Katalogen und auf [30-35 %]* für den Druck von Werbebeilagen belaufen. Auf diesen hypothetischen Märkten wäre nicht das Gemeinschaftsunternehmen, sondern Schlott das führende Unternehmen und der stärkste Anbieter.
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Der Zusammenschluss ergibt keine Wettbewerbsbedenken für den Druck von Katalogen und/oder Werbebeilagen in den übrigen Märkten des EWR, selbst wenn der Umfang dieser Märkte als nationaler Markt nach der engstmöglichen Marktdefinition begrenzt würde. Gemäß den von den Parteien für das Vereinigte Königreich vorgelegten Angaben werden auf den Märkten für den Tiefdruck von Katalogen und/oder Werbebeilagen keine kritischen Marktanteile erreicht. Das Gemeinschaftsunternehmen hätte einen Anteil von [20-25 %]* an dem Markt für den Druck von Katalogen und Werbebeilagen, von [30-35 %]* bei Katalogen und von [15-20 %]* bei Werbebeilagen. Polestar ist mit Marktanteilen von 42 bis 46 % Marktführer.
Wenn man für den Umfang des schwedischen Markts die kleinste denkbare Definition eines nationalen Markts zugrunde legt, würde das Gemeinschaftsunternehmen einen Anteil von [25-30 %]* an dem Markt für den Druck von Katalogen und Werbebeilagen und, bei getrennten Märkten, von [35-40 %]* auf dem Markt für Kataloge und von [20-25 %]* auf dem Markt des Drucks von Werbebeilagen halten. Quebecor würde mit einem Anteil von 28 % am gemeinsamen Markt und Anteilen von 25 % am Markt für Kataloge und 32 % am Markt für Werbebeilagen (als Marktführer) mit geringem Abstand folgen. Selbst wenn man den Anteil an einem getrennten Markt für den Katalogdruck als hoch ansehen könnte, ist zu bedenken, dass auf Springer eine Zunahme von weniger als [0-5 %]* entsprechend einer Menge von weniger als [Ö kt]* in einem Markt eines Gesamtumfangs von 17 kt entfällt. Angesichts des geringen Gesamtumfangs dieses Marktes könnte bereits ein Druckauftrag das Bild spürbar verändern, ohne dass damit den Marktteilnehmern entscheidende Marktmacht verliehen würde. Wenn man Norwegen und Finnland in diesen Markt einbezieht, würden die Anteile an einem nordischen Markt für den Druck von Katalogen und Werbebeilagen erheblich auf (weit) weniger als 20 % eines gemeinsamen Marktes und eines Marktes für Werbebeilagendruck und auf erheblich weniger als 30 % eines Marktes für Katalogdruck zurückgehen.
Hieraus ist zu schließen, dass das Vorhaben unabhängig vom räumlichen Erfassungsbereich keine Wettbewerbsbedenken auf den Märkten des Katalog- und Werbebeilagendrucks aufwirft.
Wie bereits erwähnt würde das Gemeinschaftsunternehmen zum eindeutigen Marktführer auf dem deutschen Markt des Zeitschriftendrucks. Für das Jahr 2003 ergaben sich folgende Anteile und Mengen auf dem Handelsmarkt des Zeitschriftentiefdrucks für Dritte:
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Druckerei
Gesamtzeitschriftenabsatz anDritte in Tonnen
Maul-belser/G+J [100 000-150 000 t]*
Springer [45 000-50 000 t]*
GU [150 000-200 000 t]*
Schlott [60 000-80 000t]
TSB [60 000-80 000t]
Burda (nur Deutschland) [00 000-10 000t]
Bauer -
Imports (einschließlich [10 000-20 000t] Burda-Standorte außerhalb Deutschlands)
Insgesamt 331 000 t 100%
Tabelle 5 – Ergebnisse der Marktuntersuchung für den Absatz und die Anteile am deutschen Zeitschriftenmarkt im Jahr 2003
[35-40%]*
[10-15%]*
[45-50%]*
[20-25%]
[20-25%]
[0-5%]
[0-5%]
(100)
Wie bereits erwähnt sind die Hauptwettbewerber der Parteien TSB und Schlott mit einem Marktanteil von jeweils [20-25]% und Burda (nur in Deutschland) mit einem Marktanteil von [0-5]%. Wenn man die Lieferungen der Druckereistandorte Vieux-Thann und Bratislava von Burda nach Deutschland einbezieht, steigt Burdas Marktanteil auf [5-10]%. Bauer kann beim Zeitschriftendruck für Dritte nicht als Wettbewerber angesehen werden. Es nutzt seine Kapazitäten fast ausschließlich für seinen Eigenbedarf und druckt keine einzige Zeitschrift für Dritte. Die Parteien behaupten, dass Bauer vor einigen Jahren ein Angebot für den Zeitschriftendruck für Dritte gemacht habe. Die Kommission sieht jedoch keine Anzeichen dafür, dass Bauer gegenwärtig den Druck von Zeitschriften für Dritte erwägt.
Die Marktuntersuchung ermöglicht keine Ermittlung der Marktanteile über mehrere zurückliegende Jahre. Es kann aber grundsätzlich von relativ stabilen Marktanteilen ausgegangen werden. Zwar sind Fälle des Wechsels zu einer anderen Druckerei in der Vergangenheit bekannt, die Beziehungen zwischen den Zeitschriftenkunden und den Tiefdruckbetrieben gelten jedoch als so stabil, dass in einigen Fällen Zeitschriften über mehrere Jahrzehnte von ein und demselben Unternehmen gedruckt werden. Laut Parteien haben sich jedoch die Beziehungen zwischen dem Handelsmarkt und dem Eigendruck verändert. So erwarb Springer im Jahr 2004 die Zeitschrift TV Digital für den Fernsehsender Premiere, dessen Druckvolumen von [1-5 kt]* in den Eigenbedarf übergegangen ist. Außerdem hat G+J jüngst den Verlag Motorpresse erworben, dessen Tiefdruckvolumen für die Zeitschriften [Ö]* und [Ö]* von beinahe [Ö kt]* in den Eigenbedarf übergehen wird. Während diese Übernahmen den Umfang des Handelsmarktes wie auch den Marktanteil der Parteien verringern, verkleinert der jüngste Erwerb des Verlags Milchstrafle durch Burda lediglich den Umfang des Handelsmarktes, während er die Marktanteile der Parteien sogar erhöhen könnte. Wegen fehlender Zahlenangaben für das Jahr 2004/2005 lassen sich die genauen Auswirkungen dieser Übernahmen auf die Marktanteile nicht ermitteln, man kann jedoch daraus schließen, dass der Gesamtumfang des Handelsmarktes und das Lieferangebot der Parteien zurückgegangen sind.
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Auflerdem haben die Parteien auf ihr Tauschrecht verzichtet, [das eine Partei für einen umfangreichen Zeitschriftendruckauftrag ausüben konnte. Der Verzicht auf dieses Recht wird dazu führen, dass nach Ablauf des gegenwärtigen Vertrags Dritte für dieses Druckvolumen in Betracht kommen werden, was gewährleistet, dass auch dieser Bestandteil der Marktstellung der Parteien dem Wettbewerb durch Drittdruckereien ausgesetzt wird, und dass dieser Druckauftrag kein fester Bestandteil des Marktanteils der Parteien ist.]*
(103) Angesichts der hohen Marktanteile lieflen sich trotz mildernder Faktoren ernste Wettbewerbsbedenken für den deutschen Markt des Zeitschriftentiefdrucks vorbringen. Auf diesem Markt könnten die Kunden - die Zeitschriftenverlage - geschädigt werden, wenn das Gemeinschaftsunternehmen in die Lage versetzt würde, seine Preise gewinnbringend zu erhöhen, und die Kunden wegen nicht verfügbarer Kapazitäten oder einer unzureichenden Anzahl geeigneter Wettbewerber diesen Preiserhöhungen nicht durch das Überwechseln zu anderen Anbietern entgegnen könnten.
(104) Die Kunden könnten einer Preiserhöhung durch das Gemeinschaftsunternehmen entgegnen, indem sie die von den Parteien bezogenen Mengen durch Lieferungen von Wettbewerbern in erheblichem Ausmaß ersetzen würden, so dass eine Preiserhöhung für die Parteien unrentabel gemacht würde. Gemäß Tabelle 4 haben die Parteien im Jahr 2003 den Handelsmarkt in einem Umfang von [150-200 kt]* ([100-150 kt]* Bertelsmann und [45-50 kt]* Springer) beliefert. Es ist zu bedenken, dass in der Zwischenzeit hiervon eine Menge von rund [10-15 kt]* wegen des Erwerbs von Verlagen durch die Parteien zum Eigenbedarf geworden ist, so dass kein Kunde aufgrund dieser Menge geschädigt werden könnte. Wenn man dies einbezieht, haben die Parteien insgesamt [100-150 kt]* auf den Handelsmarkt gebracht.
(105) Die Marktuntersuchung hat keine Anzeichen dafür ergeben, dass beim Zeitschriftendruck die Nachfrage in Zukunft zunehmen würde. Nach einem Höhepunkt um das Jahr 2000 ist diese Nachfrage vor allem wegen des Rückgangs der Werbeseiten, der Abnahme der Exemplare je Ausgabe und der zunehmenden Bedeutung des Internet für den Austausch von Informationen und für Werbezwecke zurückgegangen. Die Kommission hat deshalb anhand der Zahlenangaben für das Jahr 2003 untersucht, ob die Wettbewerber in der Lage wären, ihre Kapazitäten in größerem Maße umzuschichten.
(106) Im Folgenden wird untersucht, ob (1) die Wettbewerber gegenwärtig über ausreichend ungenutzte Kapazitäten verfügen, um diesen Absatz in größerem Maße zu ersetzen, (2) sie Kapazitäten verfügbar machen könnten, indem sie ihre Kapazität auf den Zeitschriftendruck verlagern, (3) geplante Kapazitätserweiterungen zusätzliche Kapazitäten verfügbar machen werden und (4) potenzielle Wettbewerber im Falle eines Preisrückgangs dazu beitragen könnten, zusätzliche Kapazitäten für den Zeitschriftendruck verfügbar zu machen. Als Grundlage für diese Untersuchung ist die allgemeine Kapazitätszuteilung der Tiefdruckunternehmen heranzuziehen.
Gegenwärtige Kapazitätszuteilung durch die Wettbewerber
(107) Die Kommission hat untersucht, in welcher Weise die Tiefdruckbetriebe ihre Kapazitäten auf Zeitschriften, Werbebeilagen und Kataloge zuteilen, um zu ermitteln, welchen Anteil ihre gegenwärtig freien Kapazitäten die Wettbewerber für den
Zeitschriftendruck einsetzen könnten und welcher Anteil der gegenwärtig für den Druck von Katalogen und Werbebeilagen verwendeten Kapazität auf den Zeitschriftendruck verlagert werden könnte.
(108) Ein wesentliches Merkmal der Tiefdruckindustrie besteht in ihrer Abhängigkeit von den Kapazitäten. Auf die Kosten einer Druckpresse entfällt ein erheblicher Anteil der Gesamtkosten für den Betrieb einer Druckerei. Gemäß den Berechnungen der Parteien für Druckpressen mit einer Breite von 3,60 m - 4,32 m sind die beiden großen Kostenfaktoren die Personalkosten und die Abschreibungen, wobei die Personalkosten 29 - 30 % und die Abschreibung der Druckpresse 26 - 30 % der indirekten Gesamtkosten (ausgedrückt als "eingeplanter Stundensatz" wie vorstehend beschrieben) ausmachen. Darin nicht einbezogen sind die mit einem Auftrag direkt verbundenen Kosten für Papier, Druckereischwämme und Transport. Hierbei handelt es sich für die Druckerei um variable Kosten und transitorische Posten. Die dem Druck vorgelagerten Kosten für die Gravierung der Zylinder und deren Vorbereitung für den Druckvorgang werden in ähnlicher Weise wie die Kosten für die Druckpresse ermittelt, d.h. die wichtigsten Kostenfaktoren betreffen Zylinder, Graviermaschinen und Personal. Der Hauptantriebsfaktor für das Geschäft einer Tiefdruckerei ist somit der Anreiz, die installierte Kapazität weitgehend auszuschöpfen, um die Fixkosten bzw. genauer die indirekten Kosten des Druckvorgangs wieder hereinzuholen. Zur Auslastung der Kapazitäten bemühen sich die Druckereien in der Regel um einen Mix bei den Druckprodukten Werbematerial, Kataloge und Zeitschriften, die jeweils unterschiedliche Merkmale aufweisen.
(109) Nach ihrer Marktuntersuchung ist die Kommission zu dem Ergebnis gelangt, dass keine vollständige Substituierbarkeit auf der Angebotsseite zwischen den verschiedenen Druckprodukten angenommen werden kann. Mit anderen Worten, man kann nicht davon ausgehen, dass die Druckereien ihre Kapazitäten vom Katalog- und Werbematerialdruck vollständig auf den Zeitschriftendruck umstellen, oder dass sie ihre nichtausgelastete Jahreskapazität nur für den Zeitschriftendruck nutzen.
(110) Beschränkungen bei der Nutzung der Kapazitäten für den Zeitschriftendruck ergeben sich erstens aus Unterschieden beim Zeittakt, bei den Druckzeiten und dem Umfang der verschiedenen Druckerzeugnisse. Zeitschriften werden periodisch (wöchentlich, vierzehntäglich oder monatlich) in relativ kurzfristig vereinbarten Druckzeiten (1 bis höchstens 10 Tagen) gedruckt. Da sie langfristig und periodisch veröffentlicht werden, bilden sie für die Druckerei die "Grundlast", mit der die Pressen über das ganze Jahr betrieben werden können. Unterschiede beim Druckumfang für Zeitschriften sind jahreszeitlich bedingt, wenn z.B. im Sommer pro Auflage eine geringere Seitenanzahl wegen rückläufiger Werbung anfällt, oder die Auflage niedriger ist. Die langfristigen und regelmäßigen Merkmale des Zeitschriftendrucks lassen sich auch an der relativ langen Dauer der Druckaufträge erkennen, die sich in der Regel zwischen 2 und 5 Jahren bewegen.
(111) Dem gegenüber werden Kataloge für Versandhäuser oder Reiseveranstalter in der Regel nur zweimal jährlich mit einer hohen Auflage (sowohl hinsichtlich der Anzahl der Exemplare als auch deren Seitenzahl) und längeren Druckzeiten (bis zu mehreren Wochen) herausgegeben. Sie werden üblicherweise zwischen Mai und Juni und zwischen Oktober und Dezember gedruckt und bilden die "Spitzenlast" für die Druckmaschinen. Beim Katalogdruck ist die Vertragsdauer mit zwischen 6 Monaten und 3 Jahren kürzer als beim Zeitschriftendruck, wobei die Parteien in Ausnahmefällen längerfristige Verträge unter besonderen Umständen [Ö]* geschlossen haben.
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Werbebeilagen, die dritte Gruppe der Druckerzeugnisse, werden im Wesentlichen zur Auslastung der Kapazitäten zwischen den saisonalen Katalogdruckzeiten und an den Wochentagen gedruckt, die in geringerem Maße für den Zeitschriftendruck genutzt werden. Da die Verlage bestimmte Wochentage für die Herausgabe ihrer Zeitschriften bevorzugen, verteilt sich der Zeitschriftendruck auf die gesamte Woche, wobei an bestimmten Tagen eine vergleichbar kleinere Anzahl an Zeitschriften gedruckt wird. Die Aufträge für den Werbedruck werden normalerweise kurzfristig erteilt, die Laufzeit der Werbedruckverträge beträgt üblicherweise zwischen drei Monaten und einem Jahr.
(113) Angesichts dieser Zeitmerkmale hat die Mehrzahl der Druckbetriebe angegeben, dass die unbegrenzte Nutzung nicht ausgelasteter Kapazitäten für den Zeitschriftendruck oder die uneingeschränkte Verlagerung von Katalog-/Werbematerialdruck zum Zeitschriftendruck nicht machbar sei. Während Zeitschriften über das ganze Jahr an bestimmten Wochentagen zu einer bestimmten Frequenz gedruckt werden, sind unausgelastete Kapazitäten nur in Zeiten niedriger Nachfrage verfügbar, wenn keine Kataloge gedruckt werden, oder an Wochentagen mit einer geringen Nachfrage nach Zeitschriftendruck. Jahreszeitlich ist die Nachfrage insbesondere in den Monaten Februar/März und August/September niedrig. Da Wochenzeitschriften nicht in gleichem Maße an jedem Tag der Woche erscheinen, wird der Werbedruck dazu verwendet, die kleineren Lücken bei der Kapazitätsauslastung innerhalb einer Woche zu füllen. Wegen der vierzehntäglich oder monatlich erscheinenden Zeitschriften müssen offenbar auch größere Lücken innerhalb eines Monats durch Werbe- oder Katalogdruck gefüllt werden. Außerdem würde sich eine Druckerei, die sich ausschließlich dem Zeitschriftendruck widmet, einem weitaus höheren Risiko aussetzen. In einem solchen Fall könnten Maschinenausfälle dazu führen, dass eine Zeitschrift wegen der ziemlich kurzen Druckfristen nicht rechtzeitig gedruckt werden kann, während die Risiken verteilt werden können, wenn in einer Druckerei auch Druckerzeugnisse mit längeren Fristen gedruckt werden. Dadurch wird die Druckerei in die Lage versetzt, bei einem Ausfall den Zeitschriftendruck auf eine andere Presse zu verlagern, und den Druck des Werbematerials oder des Katalogs zu verschieben. Die Flexibilität bei der Kapazitätszuteilung wird erheblich eingeschränkt, wenn eine Druckerei sich ausschließlich auf den Zeitschriftendruck konzentriert.
(114) Außerdem mag es nicht im Interesse einer Druckerei liegen, den Druck von Katalogen und Werbebeilagen zur Lückenschließung aufzugeben. Druckereien sind zwar gerne bereit, Zeitschriften in Zeiten geringer Nachfrage zu drucken, können jedoch in Konflikte wegen der vertraglichen Verpflichtung, Zeitschriften über das ganze Jahr zu drucken, und dem Druck von Katalogen geraten. Wenn in Spitzenzeiten ungenutzte Kapazitäten verfügbar sind, oder die Kapazitäten für den Werbedruck genutzt werden, müsste die Druckerei den Katalogdruck aufgeben, um in der Lage zu sein, Zeitschriften zu drucken.
(115) Wegen der Beschränkungen beim Zeitschriftendruck hat die Mehrzahl der Druckereien in der Marktuntersuchung erklärt, dass sie nicht ihre gesamte Jahreskapazität für den Druck von Zeitschriften einsetzen, weil sie ein gewisses Maß an Flexibilität benötigen. Drei Tiefdruckunternehmen haben von ihrem Produktemix für den Zeitschriftendruck einen Höchstanteil von 70 %, ein Betrieb 85 % angegeben. Eine Druckerei erklärte, dass ihre Kapazitäten vollständig frei für den Druck der
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23 verschiedenen Produktgruppen seien . Die Parteien gingen allgemein von einer vollständigen Substituierbarkeit auf der Angebotsseite aus, räumten jedoch ein, dass eine ausschließlich auf dem Zeitschriftendruck beruhende Kapazitätsnutzung keinen optimalen Produktemix ergäbe, da sie den Unternehmen keine Risikoverteilung ermögliche und die Produktion unflexibel mache.
(116) Zweitens können Kapazitätsbeschränkungen auch bei den Endbearbeitungsmaschinen auftreten. Wie bereits erwähnt wird in Deutschland die Weiterverarbeitung von Zeitschriften, die besondere Maschinen für die Endbearbeitung erfordert, sei es als Heften oder als Binden von den Druckereien selbst vorgenommen. Die Kapazität für den Zeitschriftendruck hängt deshalb allgemein von der verfügbaren Kapazität der Weiterverarbeitungsmaschinen ab. Die Investitionen in die Erhöhung der Endbearbeitungskapazität sind jedoch geringer als die Investitionen für die Erweiterung der Tiefdruckkapazität. Während sich die Investitionen für eine neue Endverarbeitungsmaschine auf zwischen 2,5 und 4,5 Mio. EUR belaufen (abhängig von der Kapazität und ob es sich um eine weniger teure Heftmaschine oder eine kostenaufwendigere Bindemaschine handelt), beträgt der Preis für eine neue moderne Tiefdruckpresse (als System) zwischen 20 und 30 Mio. EUR. Die Marktuntersuchung hat gezeigt, dass die Kunden Investitionen in Endverarbeitungsmaschinen veranlassen können, was bei Investitionen in Tiefdruckkapazitäten äußerst selten der Fall ist. Die Untersuchung hat jedoch auch ergeben, dass Weiterverarbeitungsmaschinen erworben werden, wenn von deren fortlaufender Auslastung ausgegangen werden kann, jedoch nicht, wenn sie nur für einen bestimmten Auftrag oder an einem Tag der Woche genutzt werden. Dies kann für Druckereien wichtig sein, bei denen der Zeitschriftendruck einen relativ kleinen Anteil am Produktemix ausmacht. Außerdem ging aus der Marktuntersuchung hervor, dass fehlende Endbearbeitungskapazitäten in Spitzenzeiten durch die Weitervergabe an unabhängige Endverarbeitungsunternehmen ausgeglichen werden können. Dies gilt insbesondere für das Binden, jedoch weniger für das Heften von Zeitschriften. Diese Lösung wird insbesondere in Spitzenzeiten gewählt, da die Auslagerung gewöhnlich zusätzliche Kosten und Zeit für den Transport der Zeitschriften erfordert.
(117) Produktionsbeschränkungen können sich auch ergeben, wenn sich eine Druckerei schwerpunktmäßig auf den Druck von Katalogen und Werbematerial bzw. auf Zeitschriften verlegt. Trotz der Möglichkeit, fehlende Weiterverarbeitungskapazitäten durch Investitionen in neue Endbearbeitungsmaschinen und durch die Auslagerung von Aufträgen an unabhängige Weiterverarbeiter auszugleichen, wäre es nicht realistisch anzunehmen, dass Tiefdruckunternehmen, deren gegenwärtiger Schwerpunkt der Druck von Werbebeilagen und Katalogen ist, ihre Kapazitäten bis zu der allgemeinen Obergrenze von 70 bis 85 % für den Zeitschriftendruck einsetzen, weil sie dadurch gezwungen würden, ihr herkömmliches Geschäft weitgehend aufzugeben.
Kapazitäten der deutschen Wettbewerber
Gegenwärtig freie Kapazitäten der Wettbewerber
(118) Gestützt auf die vorangehenden Erwägungen hat die Kommission untersucht, welche freien Kapazitäten der Wettbewerber für den Zeitschriftendruck eingesetzt werden
23 Zwei Betriebe machten keinerlei Angaben.
könnten. Angesichts der jahreszeitlichen Einflüsse auf die Herstellung der verschiedenen Druckprodukte hält es die Kommission für einen realistischen Ansatz, ungenutzte Kapazitäten der Wettbewerber für den Zeitschriftendruck nur bis zu einer Jahreskapazitätsauslastung von 95 % einzubeziehen. Jenseits dieser Höhe kann man nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass ungenutzte Kapazitäten über das ganze Jahr für den Zeitschriftendruck verwendet würden.
(119) Die Kapazitätsauslastung war in diesem Wirtschaftszweig in den vergangenen Jahren relativ hoch. Für die Jahre 2003 und 2004 gaben die deutschen Wettbewerber Schlott, TSB und Burda eine Kapazitätsauslastung von 90 % oder darüber an. Zur Ermittlung der frei verfügbaren Kapazität der Wettbewerber hat die Kommission die Druckerei in Vieux-Thann der Gesamtkapazität von Burda zugeschlagen, da Vieux-Thann lediglich 35 km von der deutschen Grenze und 130 km vom Burda-Hauptsitz in Offenburg entfernt ist. Die beiden Standorte wurden deshalb als einzige Produktionseinheit angesehen.
(120) Ausgehend von einer Kapazitätshöchstauslastung von 95 % und den für 2003 vorgelegten Zahlen kann man mit einiger Sicherheit eine freie Kapazität für den Zeitschriftendruck der deutschen Wettbewerber von 17 kt zugrunde legen.
Substituierbarkeit auf der Angebotsseite
(121) Die Zeitschriftenabnehmer könnten sich auch an Wettbewerber des Gemeinschaftsunternehmens wenden, wenn die deutschen Tiefdruckunternehmen unabhängig von ihrer gegenwärtigen freien Kapazität zusätzliche Kapazitäten für den Zeitschriftendruck verfügbar machen und auf den Druck von Werbebeilagen und Katalogen verzichten würden. Die Kapazitätsverlagerung auf den Zeitschriftendruck führt nicht automatisch zu einer Verringerung der Kapazitäten für den Druck von Werbebeilagen und Katalogen und zu einer Preiserhöhung in diesen Märkten. Während der räumliche Umfang des Markts für den Zeitschriftendruck auf Deutschland beschränkt ist, umfasst der Markt für den Druck von Katalogen und Werbebeilagen Deutschland, seine Nachbarstaaten, Italien und die Slowakei. Die deutschen Kunden von Werbebeilagen und Katalogen hängen nicht ausschließlich von den deutschen Tiefdruckunternehmen ab, sondern könnten auf ausländische Anbieter wie RotoSmeets, Quebecor, Ringier, Mondadori und Ilte zurückgreifen. Die Möglichkeit, den Druck von Katalog- und Werbematerial an Druckereien außerhalb Deutschlands zu vergeben, wird auch durch die niedrigen Anteile des Gemeinschaftsunternehmens an diesen Märkten untermauert .
Umschichtung auf den Zeitschriftendruck
(122) Die Kommission hat in dieser Hinsicht untersucht, ob die deutschen Tiefdruckunternehmen die Möglichkeit hätten, ihre gegenwärtig für den Druck von Katalogen und Werbebeilagen genutzten Kapazitäten umzuschichten. Hierbei legte sie zuerst die von den Wettbewerbern vorgelegten Zahlen zugrunde, berücksichtigte
24 Selbst bei einem angenommenen deutschen Markt für den Druck von Katalogen und Werbematerial würde das Gemeinschaftsunternehmen keine Wettbewerbsbedenken aufwerfen. Auch eine Verlagerung der Kapazitäten der Wettbewerber auf den Zeitschriftendruck würde das Gemeinschaftsunternehmen nicht in die Lage versetzen, Marktmacht auf einem angenommenen deutschen Markt für den Druck von Werbebeilagen und/oder Katalogen auszuüben.
(123) Gestützt auf diese Schätzungen könnten die deutschen Druckereien Jahreskapazitäten von insgesamt rund 130 kt für den Zeitschriftendruck umsetzen. Diese zusätzliche Kapazität von 130 kt, die von den drei anderen deutschen Tiefdruckunternehmen durch eine Verlagerung weg vom Katalog- und Werbebeilagendruck bereitgestellt werden könnte, würde einen sehr großen Anteil an der Gesamtkapazität ausmachen, die von den Parteien für den Druck von Zeitschriften für Dritte verwendet werden ([150-200 kt]* im Jahr 2003).
(124) Außerdem ist zu betonen, dass die Annahmen für die Möglichkeiten einer Kapazitätsumschichtung als vorsichtig gelten müssen, da sie lediglich die gegenwärtige Endbearbeitungskapazität und den gegenwärtigen Schwerpunkt der Druckereien berücksichtigen. Wie bereits erläutert, hat die Marktuntersuchung bestätigt, dass die Druckereien zusätzliche Weiterverarbeitungskapazität erwerben können, die für einen neuen Großauftrag erforderlich wird, oder dass sie in der Zwischenzeit Kapazitäten von Dritten nutzen oder auch ihren Schwerpunkt zumindest auf mittlere Sicht verlagern können. Wenn man diese Faktoren berücksichtigt, wäre es vielen Druckereien möglich, die Höchstkapazität für den Zeitschriftendruck über den gegenwärtig angenommenen Anteil zumindest mittelfristig zu erhöhen, falls dies durch neue Großaufträge für den Zeitschriftendruck erforderlich würde. Hiervon kann man mit einiger Sicherheit ausgehen, da die Laufzeit der Aufträge für den Zeitschriftendruck gewöhnlich zwischen zwei und fünf Jahren beträgt, so dass derartige Aufträge sukzessive über einen Zeitraum von mehreren Jahren auf den Markt gelangen.
Anreize für die Umstellung auf den Zeitschriftendruck
(125) Es würde nicht ausreichen, dass die Wettbewerber die Möglichkeit hätten, ihre Kapazität auf den Zeitschriftendruck umzustellen (und damit einer versuchten Preiserhöhung durch das GU im Zeitschriftendruck zu entgegnen), sie müssten hierzu auch einen Anreiz haben.
(126) Um die Anreize der Druckereien zu untersuchen, ihre Kapazit‰ten zum Zeitschriftendruck zu verlagern, hat die Kommission die Beitragsspannen der Parteien f¸r die verschiedenen Druckerzeugnisse anhand ihrer s‰mtlichen Druckauftr‰ge f¸r das Jahr 2003 errechnet. Diese Spannen schwankten betr‰chtlich zwischen den einzelnen Kategorien und sogar innerhalb ein und desselben Auftrags f¸r den Druck
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verschiedener Ausgaben. Dies ist darauf zur¸ckzuf¸hren, dass die Spannen auf den tats‰chlichen Kosten beruhen, so dass hˆhere Kosten f¸r den Druck einer bestimmten Ausgabe wegen technischer Probleme, einer grˆflere Anzahl an Beilagen, einer ungen¸genden Auslastung der Druckmaschine usw. zu einem R¸ckgang der Beitragsspanne f¸hren kˆnnen, obwohl der Druck s‰mtlicher Ausgaben einer Zeitschrift auf einem Preis und einem Auftrag beruht.
(127) Die Kommission hat deshalb f¸r die Beitragsspannen der verschiedenen Druckerzeugnisse s‰mtlicher Druckauftr‰ge des Jahres 2003 der drei betroffenen Druckereiunternehmen folgende gewichtete Mittelwerte ermittelt:
BeitragsspanneBeitragsspanneBeitragsspanneBeitragsspanne WerbebeilagenKatalogeKataloge undZeitschriften Werbebeilagen
MaulBelser [Ö%]*
[Ö%]*
[Ö%]*
[Ö%]*
G+J
[Ö%]*
[Ö%]*
[Ö%]*
[Ö%]*
[Ö%]*
[Ö%]*
[Ö%]*
[Ö%]*
Tabelle 6 ñ Gewichtete Mittelwerte der Beitragsspannen der verschiedenen Druckprodukte jeder Partei (2003)
(128) Die Tabelle zeigt, dass die Beitragsspanne bei Werbebeilagen am niedrigsten ist, während Kataloge die hˆchste Spanne ([Ö]*) aufweisen. Angesichts der hˆheren Rentabilit‰t des Zeitschriftendrucks w‰re es deshalb wirtschaftlich vern¸nftig anzunehmen, dass die Druckereien ihre Kapazit‰ten vom Werbematerialdruck zum Zeitschriftendruck verlagern.
(129) Diese Aussage w‰re jedoch f¸r die Spitzenzeiten des Katalogdrucks zu modifizieren. In den Spitzenzeiten werden die Kapazit‰ten ¸berwiegend f¸r den Katalogdruck eingesetzt, so dass Werbebeilagen nur in geringem Umfang gedruckt werden. Gleichzeitig m¸ssen jedoch auch die periodisch erscheinenden Zeitschriften gedruckt werden. Man kann deshalb annehmen, dass eine Druckerei auch zu diesen Zeiten ihre Kapazit‰ten auf den Zeitschriftendruck ¸ber den f¸r den Werbematerialdruck verwendeten Umfang hinaus verlagert, wenn die Spannen f¸r den Mix aus Katalog- und Werbematerialdruck (Kataloge in den Spitzenzeiten, Werbematerial zum Auff¸llen der L¸cken) weniger eintr‰glich als der Zeitschriftendruck ¸ber das ganze Jahre ist. Aus der vorstehenden Tabelle wird ersichtlich, dass die gewichteten Mittelwerte f¸r die Beitragsspanne des Katalog- und Werbematerialdrucks zusammen genommen niedriger sind als die Beitragsspanne des Zeitschriftendrucks. [Ö]*.
(130) Hieraus ist zu schlieflen, dass es f¸r eine Druckerei wirtschaftlich sinnvoll w‰re, (1) auf jeden Fall vom Beilagendruck auf den Zeitschriftendruck und (2) auch von dem Mix aus Werbematerial- und Katalogdruck (Kataloge in den Spitzenzeiten, Werbebeilagen zur Auff¸llung der L¸cken) auf den Zeitschriftendruck umzustellen.
(131) Diese anhand der Datenangaben der Parteien gezogenen Schlussfolgerung wird durch die Marktuntersuchung best‰tigt. Bei den ¸brigen Druckereien wurden die hˆchsten Spannen entweder beim Zeitschriftendruck erzielt, oder lagen die Spannen des Zeitschriftendrucks und des Katalogdrucks eng beieinander, während der Werbematerialdruck wesentlich weniger rentabel war. Man kann deshalb annehmen,
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dass der Zeitschriftendruck eintr‰glicher ist als ein Mix aus Katalog- und Werbebeilagendruck.
(132) Der Zeitschriftendruck weist einen weiteren Vorteil auf, der als Anreiz f¸r die Umstellung auf den Druck von Zeitschriften wirken kann. Die auf der Grundlage langfristig geschlossener Vertr‰ge periodisch gedruckten Zeitschriften bilden eine Grundlast f¸r die Druckkapazit‰t. Wenn sich die Grundlast erhˆht, muss ein geringerer Kapazit‰tsanteil mit kurzfristigen Auftr‰gen insbesondere f¸r Werbematerial gef¸llt werden. Damit verringert ein hˆherer Zeitschriftenanteil am Produktemix sp¸rbar das Risiko, dass die vorhandenen Maschinen nicht voll ausgelastet werden, und das Erfordernis, zus‰tzliche Auftr‰ge zum F¸llen der L¸cken zu erlangen.
(133) Hieraus kann man schlieflen, dass die deutschen Wettbewerber Schlott, TSB und Burda die Mˆglichkeit und den Anreiz h‰tten, ihre Kapazit‰ten vom Werbematerial- und Katalogdruck auf den Zeitschriftendruck umzustellen. Das damit frei werdende Druckvolumen w¸rde weitgehend den von den Parteien gegenw‰rtig f¸r den Zeitschriftendruck eingesetzten Druckkapazit‰ten entsprechen.
Zusatzkapazit‰ten durch Kapazit‰tserweiterungen bei den deutschen Wettbewerbern
(134) Die Gewinne einer potenziellen Preiserhˆhung beim Zeitschriftendruck durch die Parteien kˆnnten jedoch durch den begonnenen oder geplanten Einbau neuer und leistungsf‰higerer Druckpressen geschm‰lert werden, die eine Nettozunahme der den Kunden in Deutschland zur Verf¸gung stehenden Tiefdruckkapazit‰ten bewirken.
(135) TSB, Schlott und Burda, die drei deutschen Wettbewerber der Parteien, haben damit begonnen, neue Tiefdruckpressen zu installieren, bzw. beabsichtigen, bis Ende 2007 neue Pressen einzubauen. Die neuen Pressen erg‰nzen zwar in gewissem Mafle alte Maschinen, die daraufhin abgebaut werden, dennoch kann man von einer Zunahme der Nettokapazit‰ten ausgehen, da die neuen Anlagen gewˆhnlich eine hˆhere Kapazit‰t als die alten, f¸r den Abbau vorgesehenen Pressen haben. Doch selbst wenn keine Kapazit‰tssteigerung vorgesehen ist, weil urspr¸nglich die Absicht bestand, die alten Kapazit‰ten entsprechend dem Einbau der neuen Anlagen abzubauen, kˆnnte angesichts steigender Nachfrage eine Druckerei sich veranlasst sehen, den Abbau der alten Pressen hinauszuschieben.
(136) Auf dieser Grundlage beabsichtigen Schlott, TSB und Burda eine Erweiterung ihrer Nettokapazit‰t um wenigstens 50 kt in den n‰chsten zwei bis drei Jahren. Darin nicht einbezogen ist die Option dieser Druckereien, ihre Nettokapazit‰t zumindest vor¸bergehend durch das Hinauszˆgern des geplanten Abbaus ihrer alten, jedoch weiterhin leistungsf‰higen Pressen zu erhˆhen.
Schlussfolgerung zu den Zeitschriftendruckkapazit‰ten der deutschen Druckereien
(137) Die vorstehenden Berechnungen haben gezeigt, dass Schlott, TSB und Burda, die drei groflen Wettbewerber der Parteien, in der Lage w‰ren, eine Zusatzkapazit‰t von 197 kt (17 kt freie Kapazit‰t, 130 kt Produktionsumschichtung und 50 kt Erweiterung der Nettokapazit‰t) f¸r den Zeitschriftendruck in Erwiderung auf eine potenzielle Preiserhˆhung beim Druck von Zeitschriften in Deutschland anzubieten. Diese theoretische Annahme bedingt nat¸rlich nicht, dass die Wettbewerber in Erwiderung auf die Gr¸ndung des Gemeinschaftsunternehmens unverz¸glich diese Kapazit‰ten f¸r den Druck von Zeitschriften in Deutschland verf¸gbar machen w¸rden.
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(138) Die Berechnung macht jedoch deutlich, dass die Wettbewerber erhebliche Tiefdruckkapazit‰ten f¸r den Zeitschriftendruck in Deutschland frei machen kˆnnten, wenn das GU Preiserhˆhungen beim Zeitschriftendruck vornehmen sollte. Das Kapazit‰tsvolumen, das die deutschen Wettbewerber aufgrund dieser Berechnungen anbieten kˆnnten, ¸bertrifft sogar den Umfang von [150-200 kt]*, der von den Gr¸ndern des Gemeinschaftsunternehmens im Jahr 2003 auf dem Handelsmarkt angeboten wurde, und in nach grˆflerem Mafle den Produktionsumfang von [100-150 kt]*, wenn das Druckvolumen, das mittlerweile in den Eigenbedarf der Parteien ¸bergegangen ist, ber¸cksichtigt wird.
(139) Eine Preiserhˆhung w‰re f¸r das Gemeinschaftsunternehmen nur von Vorteil, wenn es mit weniger Verk‰ufen seine Rentabilit‰t steigern kˆnnte. Wenn man bedenkt, dass die Kosten f¸r die Druckpressen und sonstigen Maschinen in dieser Industrie eine wichtige Rolle spielen und dass die Tiefdruckanlagen eine mˆglichst hohe Kapazit‰tsauslastung erzielen m¸ssen, kˆnnte das Gemeinschaftsunternehmen nur auf einen begrenzten Absatzumfang verzichten, wenn es seine Rentabilit‰t ¸ber eine Preiserhˆhung steigern mˆchte; der Absatzumfang, den die Parteien zu verlieren riskieren kˆnnten, w‰re wahrscheinlich wesentlich geringer als der Gesamtumfang ihres Zeitschriftendrucks. Angesichts der Druckkapazit‰ten, die gem‰fl der vorstehenden Berechnung von den Wettbewerbern verf¸gbar gemacht werden kˆnnten, w‰re es unwahrscheinlich, dass die Parteien ihre Preise gewinnbringend erhˆhen kˆnnten.
Mˆglicher Wettbewerb durch ausl‰ndische Druckereien
(140) Die Wahrscheinlichkeit einer Preiserhˆhung auf dem deutschen Markt des Zeitschriftendrucks wird durch das Vorhandensein mehrerer schlagkr‰ftiger Wettbewerber wie RotoSmeets (Niederlande), Quebecor (Frankreich), Mondadori (Italien) und, in geringerem Mafle Ringier (Schweiz) weiter geschm‰lert. Im Falle einer Preiserhˆhung f¸r den Druck von Zeitschriften in Deutschland h‰lt es die Kommission f¸r wahrscheinlich, dass sich die Kunden an diese Unternehmen wenden, die gegenw‰rtig als potenzielle Wettbewerber anzusehen sind.
(141) Wie bereits erw‰hnt ist der r‰umliche Markt f¸r den Druck von Zeitschriften f¸r deutsche Kunden gegenw‰rtig auf Deutschland beschr‰nkt. Die deutschen Zeitschriftenherausgeber haben bisher fast ausschliefllich auf Druckereien in Deutschland zur¸ckgegriffen, mit Ausnahme des Drucks einer deutschen Zeitschrift bei der niederl‰ndischen Druckerei RotoSmeets.
(142) In der Marktuntersuchung wurden als Gr¸nde f¸r die Beschr‰nkung des Marktes auf Deutschland die Zeitvorgaben beim Zeitschriftendruck und die r‰umliche N‰he der Druckereien zum Vertriebsgebiet genannt. Druckereien mit Standorten nahe der deutschen Grenze kˆnnen jedoch von den deutschen Zeitschriftenherausgebern als Alternative herangezogen werden. Die Zeitvorgaben unterscheiden sich zwar in Bezug auf die einzelnen Zeitschriften, der Druck von Zeitschriften ist im allgemeinen jedoch zeitkritischer als der Druck von Katalogen und Werbebeilagen. Als besonders zeitkritisch gelten Nachrichten-, Wirtschafts-, Fernseh- und Unterhaltungszeitschriften wegen der Aktualit‰t ihres Inhalts. Der Spiegel ist eine Zeitschrift mit auflergewˆhnlich engen Zeitvorgaben. Der Spiegelverlag hat jedoch best‰tigt, dass es f¸r ihn vorstellbar w‰re, auf ausl‰ndische Druckereien mit Standorten in N‰he der deutschen Grenze zur¸ckzugreifen. Da die grofle Mehrzahl der Zeitschriften weniger
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zeitempfindlich ist als der Spiegel, kˆnnen die in N‰he der deutschen Grenze angesiedelten Druckereien als potenzielle Alternativen angesehen werden.
(143) Die Entfernung der Standorte der erw‰hnten Druckereien von der deutschen Grenze liegt unter 350 km, was einer Lkw-Befˆrderungszeit nach Deutschland von sechs Stunden entspricht; die Standorte von Roto Smeets und Straflburg von Quebecor befinden sich sogar n‰her als 150 km von der deutschen Grenze. Die Marktuntersuchung hat Beispiele daf¸r ergeben, dass spezialisierte deutsche Medienspediteure auch Zeitschriften von Druckereien auflerhalb Deutschlands abholen. Auflerdem hat sie gezeigt, dass auflerhalb Deutschlands gedruckte Erzeugnisse geringf¸gigere Transportkosten erfordern kˆnnten, wobei auch einheitliche Tarife f¸r die Transporte innerhalb und auflerhalb Deutschlands auf der Grundlage der befˆrderten Tonnen bestehen mˆgen. Diese geringf¸gig hˆheren Transportkosten stehen jedoch nicht einem Druck von Werbebeilagen und Katalogen auflerhalb Deutschlands im Wege. Im Falle einer Preiserhˆhung beim Druck deutscher Zeitschriften w‰ren derartige Nachteile jedoch nicht mehr von Bedeutung, selbst wenn es sich hierbei um einen Faktor handelt, der gegenw‰rtig noch von den Verlagen in Betracht gezogen wird.
(144) Ein weiterer Grund f¸r die Beschr‰nkung des Marktes auf Deutschland ist das erforderliche Know-how f¸r die Endbearbeitung der deutschen Zeitschriften und die Vorbereitung des Vertriebs. Deutsche Verlage verwenden andere Methoden der Endbearbeitung und Einf¸gung von Beilagen in die Zeitschriften als die Herausgeber in anderen L‰ndern. Auflerdem werden verschiedene Fassungen ein und derselben Ausgabe einer Zeitschrift gedruckt, um dem Wunsch der Werbekunden entgegenzukommen, bestimmte Werbebeilagen nur auf regionaler Basis gem‰fl den ìNielsen-Gebietenî zu verteilen, oder bestimmte Gruppen von Kunden davon auszunehmen, d.h. den an Lesezirkel oder auflerhalb Deutschlands verteilte Zeitschriften keine Werbepostkarten oder Warenmuster beizuf¸gen. Die Verteilung unterschiedlicher Fassungen an ein dezentrales Groflhandelsvertriebssystem und andere Verteilungsstellen erfordert umfangreiche logistische Anstrengungen. Die Druckereien m¸ssen ihre Verfahren diesen Anforderungen anpassen und den Druck verschiedener Fassungen einer Zeitschrift endbearbeiten, so dass der Medienspediteur die verschiedenen Fassungen einer Zeitschrift aufnehmen und sie bei einer Fahrt verteilen kann.
(145) Gem‰fl der Marktuntersuchung sind die deutschen Herausgeber der Meinung, dass die Druckereien auflerhalb Deutschlands mit Ausnahme von RotoSmeets ¸ber dieses Know-how gegenw‰rtig nicht verf¸gen. Dieses Manko kann jedoch durch den Erwerb des Know-hows und mˆglicherweise einige Investitionen in Weiterverarbeitungsmaschinen ¸berwunden werden. RotoSmeets, das nunmehr in der Lage ist, die Anforderungen des Kunden an die Endverarbeitung einer deutschen Zeitschrift und die Vorbereitung des Vertriebs zu erf¸llen, ist ein Beispiel daf¸r, dass man das erforderliche Know-how erwerben kann. Daf¸r ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Herausgeber und der Druckerei und etwas Zeit erforderlich. Auflerdem kˆnnten die Wettbewerber im Ausland ihren Markteintritt vorbereiten, indem sie auf unabh‰ngige deutsche Endbearbeitungsbetriebe f¸r das Anheften und Beif¸gen, und die Vorbereitung der verschiedenen Fassungen einer Zeitschrift zum Transport und Vertrieb zur¸ckgreifen. Da hiermit ein gewisser Zeitverlust verbunden ist, w‰re eine solche Strategie vor allem f¸r Zeitschriften geeignet, die vergleichsweise weniger zeitkritisch sind. Diese Lˆsung kˆnnte auch zu geringf¸gig hˆheren Transportkosten f¸hren. Ein solcher Nachteil w¸rde bei einer Preiserhˆhung f¸r den Druck von
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deutschen Zeitschriften an Gewicht verlieren, selbst wenn er als Faktor von den Herausgebern gegenw‰rtig noch erwogen wird. Die Marktuntersuchung hat ergeben, dass die deutschen Druckereien insbesondere zu Spitzenzeiten regelm‰flig auf in der N‰he gelegene externe Endbearbeitungsbetriebe zur¸ckgreifen. Daraus kann man schlieflen, dass die Auslagerung der Endbearbeitung an unabh‰ngige Unternehmen eine Option f¸r Druckereien auflerhalb Deutschlands sein kˆnnte, die ihre Schwachstellen beim Know-how betreffend Endbearbeitung und Vorbereitung f¸r den Vertrieb ¸berwinden und den Eintritt in den deutschen Markt vorbereiten mˆchten.
(146) Die Marktuntersuchung hat keine eindeutigen Ergebnisse hinsichtlich des gegenw‰rtigen Preisniveaus in den Nachbarl‰ndern Deutschlands ergeben, da erhebliche Preisunterschiede bereits bei einzelnen Auftr‰gen bestehen. Die Untersuchung liefl jedoch erkennen, dass die Preisniveau entweder niedriger oder gleich hoch wie in Deutschland ist.
(147) Grunds‰tzlich halten die Zeitschriftenherausgeber die Hindernisse f¸r ausl‰ndische Wettbewerber nicht f¸r un¸berwindbar. Die Mehrzahl von ihnen hat in der Marktuntersuchung RotoSmeets, Quebecor, Mondadori und Ringier als konkrete potenzielle Alternativen bezeichnet. Diese Unternehmen werden bereits regelm‰flig in Ausschreibungen deutscher Herausgeber einbezogen, die auf diese Weise die Marktbedingungen ¸berwachen und Kontakte zu Anbietern im Ausland aufbauen kˆnnen. Jede dieser Druckereien hat deutschsprachige Kundenbetreuer und sich Erfahrung und Ansehen auf dem deutschen Markt mit dem Druck von Katalogen und/oder Werbematerial f¸r deutsche Kunden erworben.
(148) RotoSmeets wird als der glaubw¸rdigste ausl‰ndische Wettbewerber auf dem deutschen Zeitschriftendruckmarkt angesehen. Er druckt bereits eine Monatszeitschrift mit einer Auflage von [350 000-400 000]* und unterh‰lt ein deutsches Verkaufsb¸ro in Bielefeld. Seine Druckereistandorte Deventer und Etten-Leur befinden sich in einer Entfernung von 70 bzw. 130 km von der deutschen Grenze. Wenn man seine gegenw‰rtig freien Kapazit‰ten (bezogen auf eine Hˆchstauslastung von 95 % wie bei den deutschen Druckereien) und seine f¸r die beiden n‰chsten Jahre geplanten Kapazit‰tserweiterungen ber¸cksichtigt, kˆnnte RotoSmeets erhebliche zus‰tzliche Kapazit‰ten f¸r deutsche Zeitschriftenkunden verf¸gbar machen. Auflerdem hat RotoSmeets angegeben, dass es durch die Umschichtung von Werbematerial und Katalogdruck weitere Kapazit‰ten freimachen kˆnnte. Gem‰fl den f¸r die deutschen Druckereien angestellten Erw‰gungen h‰tte auch RotoSmeets hierf¸r einen Anreiz.
(149) Quebecor wird als konkreter potenzieller neuer Akteur auf dem deutschen Markt des Zeitschriftendrucks angesehen. Es unterh‰lt Druckereien in Corbeil (Paris), Blois, Lille (250 km von der deutschen Grenze), Mary-sur-Marne (330 km von der deutschen Grenze) und Straflburg mit einer Gesamtkapazit‰t von 383 kt gem‰fl den Datenangaben der Parteien. In Straflburg unterh‰lt Quebecor eine deutschsprachige Abteilung f¸r Katalog- und Werbebeilagenkunden. W‰hrend die Druckereien in Corbeil, Lille und Blois gegenw‰rtig fast ausschliefllich f¸r den franzˆsischen Markt arbeiten, gehen von den Standorten Straflburg und Mary-sur-Marne betr‰chtliche Ausfuhren nach Deutschland. Gem‰fl einem vorsichtigen Ansatz sollen lediglich die Standorte Straflburg und Mary-sur-Marne und eine Kapazit‰tshˆchstauslastung von 95 % (wie f¸r die deutschen Druckereien) ber¸cksichtigt werden. Auf dieser Grundlage kˆnnte Quebecor ohne weiteres einige Kapazit‰ten auf deutsche Zeitschriftendruckkunden umschichten.
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(150) Die Druckereien von Mondadori in Verona und Melzo (Mailand) befinden sich in einer Entfernung von 350 km von der deutschen Grenze und haben eine Gesamtkapazit‰t von [150-200]* kt. Mondadori hat umfangreiche Erfahrungen beim Zeitschriftendruck in Italien (Eigenbedarf und Druck f¸r Dritte), und kˆnnte unausgelastete bestehende Kapazit‰ten sowie in den n‰chsten beiden Jahren geplante Kapazit‰tserweiterungen f¸r den Druck deutscher Zeitschriften freimachen.
(151) Ringier hat eine Druckerei in Zofingen (Schweiz) mit einer Kapazit‰t von [25-75]* kt. Es hat keine Angaben zu seiner Kapazit‰tsauslastung gemacht. Ringier druckt gegenw‰rtig Kataloge und Werbebeilagen f¸r deutsche Kunden.
(152) Somit sind zumindest RotoSmeets, Quebecor und Mondadori als konkrete potenzielle Wettbewerber auf dem deutschen Markt f¸r den Zeitschriftentiefdruck anzusehen. Auf der Grundlage der Zahlen f¸r das Jahr 2003 verf¸gten sie ¸ber wenigstens 32 kt freie Kapazit‰ten, die f¸r den Druck deutscher Zeitschriften verwendet werden kˆnnten. Zus‰tzliche Kapazit‰ten in einer Grˆflenordnung von 85 kt kˆnnten nach Verwirklichung geplanter Kapazit‰tserweiterungen in K¸rze bereitstehen. Durch Umschichtungen beim Produktemix kˆnnten weitere Kapazit‰ten in Hˆhe von mehr als 50 kt verf¸gbar werden.
(153) RotoSmeets, Quebecor und Mondadori kˆnnen somit als konkrete potenzielle Wettbewerber angesehen werden, auf die die deutschen Zeitschriftenkunden zur¸ckgreifen kˆnnten, wenn das Gemeinschaftsunternehmen versuchen sollte, seine Preise zu erhˆhen. Die ermittelten freien Kapazit‰ten der potenziellen Wettbewerber, deren geplante Kapazit‰tserweiterungen und die Mˆglichkeit, Kapazit‰ten durch Umschichtungen freizumachen, zeigen vorbehaltlich der f¸r die deutschen Wettbewerber gemachten Einschr‰nkungen, dass diese potenziellen Wettbewerber in der Lage w‰ren, erhebliche Kapazit‰ten f¸r den Druck deutscher Zeitschriften frei zu machen. Diese Mˆglichkeiten machen es noch unwahrscheinlicher, dass die Parteien ihre Preise gewinnbringend erhˆhen kˆnten.
(154) Neben der Erw‰gung, dass ausreichende Kapazit‰ten zum Druck deutscher Zeitschriften verf¸gbar sein m¸ssen, ist zu bedenken, dass eine Beeintr‰chtigung des Wettbewerbs durch das Wegfallen eines Wettbewerbers aufgrund des Zusammenschlusses entstehen kˆnnte. Mit dem Zusammenschluss wird nicht nur Springer als unabh‰ngiger Wettbewerber, sondern auch der bisher noch fortbestehende Wettbewerb zwischen Bertelsmann/Maul Belser und G+J wegfallen, deren Wettbewerbsverhalten im Markt nicht abgestimmt war.
(155) Der Zusammenschluss wird damit die Auswahlmˆglichkeiten f¸r die Herausgeber von Zeitschriften, Katalogen und Werbebeilagen einschr‰nken. Da die meisten dieser Herausgeber Ausschreibungen zur Vergabe ihrer Druckauftr‰ge insbesondere f¸r Zeitschriften und Kataloge durchf¸hren, wird die Anzahl der potenziellen Bieter zur¸ckgehen. Die Marktuntersuchung l‰sst jedoch erkennen, dass die deutschen Kunden zunehmend ausl‰ndische Tiefdruckhersteller in ihre Ausschreibungen einbeziehen. Dadurch werden die Auswirkungen des Zusammenschlusses in dieser Hinsicht wahrscheinlich gemildert.
(156) Selbst wenn man nur die deutschen Tiefdruckunternehmen ber¸cksichtigt, kˆnnen die Kunden weiterhin auf die drei anderen groflen Unternehmen Schlott, TSB und
Burda mit einer groflen installierten Kapazit‰t zur¸ckgreifen. Auflerdem muss der Verlust von Springer als unabh‰ngiger Wettbewerber nicht zu Wettbewerbsproblemen f¸hren, da Druckereien auflerhalb Deutschlands an dessen Stelle treten kˆnnen, vor allem die niederl‰ndische Druckerei RotoSmeets, die als konkreter potenzieller Wettbewerber angesehen wird.
(157) Bei der Marktuntersuchung haben die Herausgeber ohne eigene Druckereien geltend gemacht, dass f¸r sie ein Problem entstehen kˆnnte, wenn sie ihre Zeitschriften bei einer vertikal im Verlagswesen integrierten Druckerei drucken lieflen. Das Gemeinschaftsunternehmen wird jedoch keine unabh‰ngige Druckerei aus dem Markt verdr‰ngen, sondern lediglich Druckunternehmen zusammenbringen, die bereits im Verlagsbereich integriert sind. Die Gesamtlage bei den vertikal nicht integrierten Verlagen d¸rfte sich in dieser Hinsicht deshalb nicht verschlechtern. Die Marktuntersuchung hat kein Zeitschriftensegment erkennen lassen, in dem bisher vertikal nicht integrierte Druckereien wegen einer bestimmten Wettbewerbslage bei ihren Zeitschriften in Probleme geraten kˆnnten. Auflerdem hat sie gezeigt, dass derartige Interessenkonflikte ¸blicherweise durch vertragliche Sicherungen gelˆst werden. Sie kˆnnten erst kritisch werden, wenn eine im unmittelbaren Wettbewerb stehende Zeitschrift an demselben Tag gedruckt wird. Der Zusammenschluss wird jedoch keine Lage schaffen, in der vertikal nicht integrierte Verlage unter derartigen Umst‰nden keine ausreichende Wahlmˆglichkeit mehr h‰tten.
(158) Dritte Wettbewerber machten in der Marktuntersuchung geltend, dass wegen der vertikalen Integration der Parteien in das Verlagsgesch‰ft Wettbewerbsbedenken entst¸nden. Diese Bedenken l‰gen darin begr¸ndet, dass die Auftr‰ge der Verlags-Muttergesellschaften die Grundlast f¸r die Druckereien des Gemeinschaftsunternehmens bilden, so dass die Parteien nur ihre verbleibenden Druckkapazit‰ten mit Auftr‰gen aus dem Handelsmarkt auff¸llen m¸ssten. Dies w¸rde nach Auffassung der Wettbewerber dem Gemeinschaftsunternehmen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verleihen.
(159) Ein etwaiger Wettbewerbsvorteil w¸rde jedoch nicht durch die Schaffung des Gemeinschaftsunternehmens entstehen. Die Parteien sind bereits vertikal in das Verlagswesen integriert und decken den grˆflsten Teil ihres Eigenbedarfs an Zeitschriftendruck mit ihren eigenen Druckereien. Die Gr¸ndung des Gemeinschaftsunternehmens wird nicht zur Erhˆhung des Anteils der Druckkapazit‰t f¸hren, der f¸r den Eigenbedarf der Parteien genutzt wird. Vielmehr beabsichtigen die Parteien, mit dem Gemeinschaftsunternehmen die direkten Verbindungen zwischen ihren Verlags- und Druckereit‰tigkeiten zu schw‰chen. [Ö]*. Ohnehin wird auf die internen Druckauftr‰ge der Verlagszweige nicht mehr als [Ö%]* der Gesamtkapazit‰t des Gemeinschaftsunternehmens entfallen. Es wird deshalb gezwungen sein, die verbleibende Kapazit‰t mit Auftr‰gen aus dem Handelsmarkt aufzuf¸llen.
(160) Auflerdem ergab die Marktuntersuchung kein eindeutiges Bild der wettbewerblichen Auswirkungen der vertikalen Integration der Parteien in das Verlagswesen insbesondere im Hinblick darauf, dass die internen Druckauftr‰ge die "Grundlast" der Druckereien bilden. In einer Reihe von Erwiderungen wurde die Auffassung vertreten, dass die vertikale Integration auch Nachteile f¸r die Druckereien haben w¸rde. Diese schr‰nke die Flexibilit‰t der Druckereien ein, die den internen Druckauftr‰gen Vorrang einr‰umen m¸ssten und die Druckauftr‰ge nicht allein im Hinblick auf die besten im Markt erzielbaren Gesch‰ftsergebnisse annehmen kˆnnten.
(161) Die Gesamtentwicklung von Angebot und Nachfrage auf dem Tiefdruckmarkt st¸tzt nicht die Erwartung nachteiliger Auswirkungen aufgrund des Zusammenschlusses. W‰hrend das Gesamtangebot tendenziell zunimmt, gibt es keine Anzeichen daf¸r, dass die Nachfrage im selben Mafle diese Entwicklung nachvollzieht.
(162) Wie bereits gesagt, planen viele Wettbewerber demn‰chst Investitionen, die zu einem Nettozuwachs bei den Kapazit‰ten in Deutschland f¸hren werden. Daneben wollen aber auch die Parteien bis 2008 ihre Gesamtkapazit‰t in Deutschland um [100-150 kt]* steigern. Zudem investieren sie schon jetzt in eine neue Druckerei in Liverpool (Vereinigtes Kˆnigreich), die eine Kapazit‰t von [150-200 kt]* haben soll, wovon [100-150 kt]* schon jetzt f¸r einen neuen langfristigen Vertrag mit einem britischen Zeitschriftenverlag reserviert sind.
(163) Diese Investition wird jedoch auch f¸r die Nachfrage und das Angebot auf dem deutschen Markt nicht ohne Folgen bleiben. Durch die Marktuntersuchung wurde im Groflen und Ganzen best‰tigt, dass das Angebot an Tiefdruckleistungen im Vereinigten Kˆnigreich hinter der Nachfrage zur¸ckbleibt. Dies erkl‰rt u.a., weshalb Tiefdruckleistungen - haupts‰chlich aus Deutschland - ins Vereinigte Kˆnigreich importiert werden. Einige Marktteilnehmer ‰uflerten die Erwartung, dass einige britische Kunden, die bisher Druckleistungen importiert haben, zum neuen Standort in Liverpool wechseln werden. Dadurch w¸rden in Deutschland Kapazit‰ten frei, mit denen bislang britische Kunden beliefert wurden. Da dies sowohl f¸r die Parteien als auch f¸r deren Wettbewerber gelten d¸rfte, werden die Zeitschriftenverlage f¸r den Fall, dass die Parteien versuchen, die Preise zu erhˆhen, auf die zus‰tzlichen freien Kapazit‰ten der Wettbewerber zur¸ckgreifen kˆnnen.
(164) In Artikel 2 Absatz 4 der EG-Fusionskontrollverordnung heiflt es: Soweit die Gr¸ndung eines Gemeinschaftsunternehmens, das einen Zusammenschluss gem‰fl Artikel 3 darstellt, die Koordinierung des Wettbewerbsverhaltens unabh‰ngig bleibender Unternehmen bezweckt oder bewirkt, wird eine solche Koordinierung nach den Kriterien des Artikels 81 Abs‰tze 1 und 3 des Vertrags beurteilt, um festzustellen, ob das Vorhaben mit dem Gemeinsamen Markt vereinbar ist. Eine Wettbewerbsbeschr‰nkung gem‰fl Artikel 81 Absatz 1 EG-Vertrag ist gegeben, wenn die Koordinierung des Wettbewerbsverhaltens der Muttergesellschaften wahrscheinlich und Ö ist und aus der Gr¸ndung des Gemeinschaftsunternehmens erw‰chst.
(165) Sowohl Bertelsmann (haupts‰chlich ¸ber seine Tochtergesellschaft G+J) als auch Springer verlegen Zeitschriften, die grˆfltenteils im Tiefdruckverfahren hergestellt werden. Das Verlegen von Zeitschriften stellt somit eine T‰tigkeit dar, die der Tiefdruckt‰tigkeit des Gemeinschaftsunternehmens nachgelagert ist. Da der ¸berwiegende Teil der Springer-Zeitschriften f¸r den deutschen Markt bestimmt ist und dort verkauft wird, beschr‰nkt sich die Gefahr einer mˆglichen Koordinierung ausschliefllich auf Deutschland.
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(166) Es gibt keine Anhaltspunkte daf¸r, dass das Gemeinschaftsunternehmen die Koordinierung des Wettbewerbsverhaltens der Parteien beim Verlegen von Zeitschriften bezweckt. Da das Druckgesch‰ft jedoch ein wichtiger Teilaspekt beim Verlegen von Zeitschriften sein kann, besteht die Gefahr, dass die Gr¸ndung des Gemeinschaftsunternehmens die Koordinierung des Wettbewerbsverhaltens der Parteien auf dem Zeitschriftenmarkt bewirkt.
(167) Die Untersuchung der Kommission hat jedoch ergeben, dass die wirtschaftlichen Anreize f¸r Bertelsmann und Springer, ihr Wettbewerbsverhalten auf dem Zeitschriftenmarkt zu koordinieren, relativ gering sind, weshalb eine Koordinierung unwahrscheinlich sein d¸rfte. Den Angaben der Parteien zufolge machen die Druckkosten (Papier ausgenommen) weniger als 15 % der gesamten Produktionskosten einer Zeitschrift aus. Der Anteil der Druckkosten variiert je nach Zeitschrift ([Ö]*) zwischen 5 und 15 %. Die relativ geringen Auswirkungen der Druckkosten auf den Preis der Zeitschriften minimiert die Gefahr der Abstimmung auf dem nachgelagerten Markt des Zeitschriftenverlagswesens.
(168) Der Anreiz, sich untereinander abzustimmen, wird auch dadurch verringert, dass die Ertragsaussichten auf dem Markt, auf dem das Gemeinschaftsunternehmen t‰tig ist, im Vergleich zu den Ertr‰gen der Parteien aus dem Zeitschriftenverlagsgesch‰ft nicht so hoch sind. Der von den Parteien in Deutschland mit Zeitschriften erwirtschaftete Umsatz ¸bersteigt deutlich den Umsatz mit Tiefdruckleistungen: 2004 machte Springer in Deutschland mit Zeitschriften einen Umsatz von [Ö]* Mio. EUR gegen¸ber einem Umsatz mit Druckleistungen von nur [Ö]* Mio. EUR (Papier ausgenommen). Im selben Jahr setzte Bertelsmann (G+J mit eingerechnet) in Deutschland Zeitschriften im Wert von rund [Ö]* Mio. EUR ab, wohingegen auf das Inlandsgesch‰ft mit Druckleistungen nur [Ö]* Mio. EUR entfielen (Papier ausgenommen).
(169) Wegen der relativ geringen Auswirkungen der Druckkosten auf die Gesamtherstellungskosten einer Zeitschrift und der weitaus grˆfleren Bedeutung, die die Verlagst‰tigkeiten der Parteien im Vergleich zu ihren Tiefdruckt‰tigkeiten einnehmen, kommt die Kommission zu dem Schluss, dass die Gr¸ndung des geplanten Gemeinschaftsunternehmens zu keiner Koordinierung des Wettbewerbsverhaltens der Parteien auf dem nachgelagerten Zeitschriftenmarkt f¸hren d¸rfte.
(170) Hieraus ist der Schluss zu ziehen, dass durch das Zusammenschlussvorhaben wirksamer Wettbewerb im Gemeinsamen Markt oder in einem wesentlichen Teil desselben nicht erheblich behindert w¸rde, insbesondere nicht durch die Begr¸ndung oder Verst‰rkung einer beherrschenden Stellung, und auch keine Wettbewerbsbeschr‰nkung im Sinne von Artikel 2 Absatz 4 der EG-Fusionskontrollverordnung in Verbindung mit Artikel 81 EG-Vertrag entsteht. Der Zusammenschluss muss daher gem‰fl Artikel 8 Absatz 2 der Fusionskontrollverordnung als mit dem Gemeinsamen Markt und gem‰fl Artikel 57 des EWR-Abkommens als mit dem Abkommen vereinbar erkl‰rt werden -
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HAT FOLGENDE ENTSCHEIDUNG ERLASSEN:
Der angemeldete Zusammenschluss, durch den Bertelsmann und Springer im Sinne von Artikel 3 Absatz 1 Buchstabe b) der Fusionskontrollverordnung die gemeinsame Kontrolle ¸ber ein neugegr¸ndetes Gemeinschaftsunternehmen erwerben, wird f¸r mit dem Gemeinsamen Markt und dem EWR-Abkommen vereinbar erkl‰rt.
Diese Entscheidung ist gerichtet an:
Bertelsmann AG Carl-Bertelsmann-Strafle 270 D-33311 G¸tersloh Deutschland
Axel Springer AG Axel-Springer-Strafle 65 D-10888 Berlin Deutschland
Br¸ssel, den 03.05.2005
F¸r die Kommission
(Unterschrift) Neelie KROES Mitglied der Kommission
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des BERATENDEN AUSSCHUSSES f¸r UNTERNEHMENSZUSAMMENSCHL‹SSE abgegeben auf seiner 131. Sitzung vom 22. April 2005 betreffend den Entscheidungsentwurf in der Sache COMP/M.3178-Bertelsmann/Springer/GU _________________________
Der Beratende Ausschuss stimmt mit der Kommission darin ¸berein, dass
1. das angemeldete Vorhaben ein Zusammenschluss im Sinne der Fusionskontrollverordnung Nr. 139/04 von
gemeinschaftsweiter Bedeutung gem‰fl dieser Verordnung ist;
2. sich f¸r die Definition des Produktmarktes der Tiefdruck von Groflauftr‰gen vom Heatset-Rollenoffsetdruck unterscheidet. Eine Minderheit enth‰lt sich der Stimme.
3. es f¸r den Tiefdruck von Zeitschriften einen relevanten Produktmarkt gibt. Eine Minderheit enth‰lt sich der Stimme.
4. es offen bleiben kann, ob der Druck von Katalogen und Werbebeilagen im Tiefdruckverfahren als ein einziger Produktmarkt anzusehen ist;
5. der r‰umlich relevante Markt f¸r den Tiefdruck von Zeitschriften auf Deutschland beschr‰nkt ist;
6. der r‰umliche relevante Markt f¸r den Tiefdruck von Katalogen Deutschland, seine Nachbarl‰nder Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Schweiz, ÷sterreich, Tschechische Republik, Polen und D‰nemark sowie Italien und die Slowakei umfasst;
7. der r‰umliche relevante Markt f¸r den Tiefdruck von Werbebeilagen in Deutschland, seinen Nachbarl‰ndern Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Schweiz, ÷sterreich, Tschechische Republik, Polen und D‰nemark sowie Italien und die Slowakei umfasst;
8. das Vorhaben einen wirksamen Wettbewerb im Gemeinsamen Markt oder einem wesentlichen Teil davon infolge der Schaffung oder Begr¸ndung einer beherrschenden Stellung
a) im Markt des Tiefdrucks von Zeitschriften in Deutschland
b) im Markt des Tiefdrucks von Katalogen in Deutschland, seinen Nachbarl‰ndern Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Schweiz, ÷sterreich, Tschechische Republik, Polen und D‰nemark sowie Italien und die Slowakei
c) im Markt des Tiefdrucks von Werbebeilagen in Deutschland, seinen Nachbarl‰ndern Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Schweiz, ÷sterreich, Tschechische Republik, Polen und D‰nemark sowie Italien und die Slowakei nicht sp¸rbar behindert.
Eine Minderheit der Mitgliedstaaten stimmt mit Punkt 8 a) nicht ¸berein;
9. das Vorhaben wirksamen Wettbewerb im Gemeinsamen Markt oder einem wesentlichen Teil davon als Folge der Schaffung oder Begr¸ndung einer beherrschenden Stellung
a) in einem anderen r‰umlich relevanten Markt f¸r den Tiefdruck von Zeitschriften
b) in einem anderen r‰umlich relevanten Markt f¸r den Tiefdruck von Katalogen
c) in einem anderen r‰umlich relevanten Markt f¸r den Tiefdruck von Werbebeilagen
nicht sp¸rbar behindert;
10. das Vorhaben keine Abstimmung des Wettbewerbsverhaltens zwischen Bertelsmann und Springer auf den M‰rkten der Herausgabe von Zeitschriften bezweckt oder bewirkt und damit nicht den Wettbewerb im Sinne von Artikel 2 Absatz 4 der Fusionskontrollverordnung und Artikel 81 EGV beschr‰nkt;
11. das Vorhaben wirksamen Wettbewerb im Gemeinsamen Markt oder einem wesentlichen Teil davon als Folge der Begr¸ndung oder Verst‰rkung einer beherrschenden Stellung im Sinne von Artikel 2 Absatz 2 der Fusionskontrollverordnung nicht sp¸rbar behindert und deshalb f¸r mit dem Gemeinsamen Markt und dem EWR-Abkommen vereinbar zu erkl‰ren ist.
12. Der Beratende Ausschuss ersucht die Kommission, alle ¸brigen w‰hrend seiner Beratungen aufgeworfenen Fragen zu ber¸cksichtigen.
BELGIÀ/BELGI ČESK¡ REPUBLIKA DANMARK QUE
DEUTSCHLAND EESTI
C. PLAIDY
---
L. BREDAHL
G. THIELE
---
ELLADA
ESPA—A
FRANCE
IRELAND
ITALIA
---
L. CUEVAS RIA—O B. ALOMAR
R. OíLOUGHLIN M.G. PAZZI
KYPROS/KIBRILATVIJA S
LIETUVA
LUXEMBOURG MAGYARORSZ¡ G
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---
---
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MALTA
NEDERLAND
‘STERREICH POLSKA
PORTUGAL
---
M. VAN GEMERT D. PAPARELLA ---
S. MOURA
SLOVENIJA SLOVENSKO
SUOMI-FINLAND
SVERIGE
UNITED KINGDOM
---
---
J. BOÀLIUS
C. SZATEK
R. NIETO
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EUROPƒISCHE KOMMISSION
Der Anhˆrungsbeauftragte
ABSCHLUSSBERICHT DES ANH÷RUNGSBEAUFTRAGTEN
IN DER SACHE COMP/M.3178 ñ Bertelsmann / Springer
(gem‰fl Artikel 15 der Entscheidung 2001/462/EG, EGKS der Kommission vom 23. Mai 2001 ¸ber das Mandat des Anhˆrungsbeauftragten in bestimmten Wettbewerbsverfahren - ABl. L 162 vom 19.6.2001)
Am 4. November 2004 wurde der Kommission ein Zusammenschlussvorhaben gemeldet, mit dem die Unternehmen Bertelsmann AG (Deutschland), seine allein kontrollierte Tochtergesellschaft Gruner+Jahr AG & Co. KG (Deutschland) und die Axel Springer AG (Deutschland) die gemeinsame Kontrolle ¸ber das Unternehmen NewCo durch den Erwerb von Aktien an einer neu zu gr¸ndenden Gesellschaft erwerben und ein Gemeinschaftsunternehmen gr¸nden wollen.
Nach Pr¸fung der von den Parteien des Zusammenschlussvorhabens vorgelegten Informationen und Durchf¸hrung einer Marktuntersuchung gelangte die Kommission zu dem Ergebnis, dass der Zusammenschluss schwerwiegende Bedenken hinsichtlich seiner Vereinbarkeit mit dem Gemeinsamen Markt und dem EWG-Abkommen aufwirft. Am 23. Dezember 2004 leitete sie deshalb ein Verfahren nach Artikel 6 Absatz 1 c) der Fusionskontrollverordnung ein.
Nach einer eingehenden Marktuntersuchung kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass der vorgesehene Zusammenschluss wirksamen Wettbewerb im Gemeinsamen Markt oder einem wesentlichen Teil davon insbesondere als Folge der Begr¸ndung oder Verst‰rkung einer beherrschenden Stellung nicht sp¸rbar behindern und den Wettbewerb im Sinne von Artikel 2 Absatz 4 der Fusionskontrollverordnung und Artikel 81 EGV nicht beschr‰nken w¸rde. Deshalb wurden den Parteien keine Beschwerdepunkte mitgeteilt. Im Verlauf der Marktuntersuchung wurde den Parteien Einsicht in die wichtigsten Unterlagen gem‰fl Abschnitt 7 Punkt 2 des Verhaltenskodex der Kommission bei Fusionskontrollverfahren gew‰hrt.
Zum rechtlichen Gehˆr der Parteien sind keine Bemerkungen abzugeben.
Br¸ssel, 27. April 2005
(Unterschrift)
Karen WILLIAMS
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